Großes Geld, große Versuchung

Die Erhaltung der Integrität des Werks sollte die Aufgabe von Künstlerstiftungen sein. Stattdessen machen viele durch Rechtsstreitigkeiten von sich reden.

Andy Warhol, Roy Lichtenstein, Jean-Michel Basquiat, Robert Rauschenberg – alles klingende Namen des Kunstmarktes. Gemeinsam ist ihnen, dass ihre Werke Rekordpreise erzielen, sie verstorben sind und ihren Nachlass in Stiftungen geregelt haben, nicht zuletzt zum Schutz ihres Werks. Viele Stiftungen haben aber auch wohltätige Zwecke oder fördern den Künstlernachwuchs. Die Robert Rauschenberg Foundation etwa gilt als beispielhaft für ihre großzügigen philanthropischen Aktivitäten, denn der Künstler selbst war stets sehr aktiv, wenn es um die unterschiedlichsten Charity-Aktionen ging. Zuletzt verteilte die Foundation 400.000 Dollar für das heurige Jahr im Rahmen der Artist as Activist Grants an Künstler, die mit ihrer Arbeit den Kampf gegen den Klimawandel unterstützen.


Schnöder Mammon. Doch wenn viel Geld im Spiel ist, bleibt der Altruismus rasch einmal auf der Strecke. Es gibt zahlreiche Beispiele langjähriger Rechtsstreitigkeiten von Künstlerstiftungen. Bei Cy Twombly wurden Werke des Künstlers massiv überbewertet, um Preise zu treiben, bei Yves Klein produzierten die Nachlassverwalter Skulpturen nach seinem Tod nach, und im Fall der Rauschenberg Foundation klagten just die drei Trustees, die die Stiftung mitaufgebaut hatten, diese im Vorjahr auf 60 Millionen Dollar Honorar und bekamen durch ein Gericht in Florida 24,6 Millionen Dollar auch tatsächlich zugesprochen. Rauschenbergs Sohn Christopher, der Vorsitzende der Stiftung, hat Berufung wegen Unangemessenheit eingelegt. Der Streit wird sich wohl noch länger hinziehen und zeigt die Problematik von Künstlerstiftungen. Dass es auf dem Kunstmarkt um immer höhere Summen geht, leistet dieser Entwicklung Vorschub.

Die Rauschenberg Foundation befindet sich zurzeit überhaupt im Umbruch. So trennte sie sich gerade von der Gagosian Gallery, die den Nachlass seit dem Tod des Künstlers im Jahr 2008 vertreten hatte. Für die Galerie ein harter Schlag, zumal sie zuletzt einige hochkarätige Künstler verlor, wie Damien Hirst und Yayoi Kusama. Statt einer leistet sich die Stiftung nun drei Galerien: Pace, mit Niederlassungen in New York, London, Hongkong und Peking, den Österreicher Thaddaeus Ropac, mit Galerien in Paris und Salzburg, und Galeria Luisa Strina in São Paulo. Christy MacLear, die Direktorin der Foundation, begründete den Wechsel damit, dass Rauschenbergs Werk durch die drei Galerien nun global von New York bis Peking repräsentiert werde. Wobei das auch Gagosian bieten konnte. Vielleicht ging es hier doch auch wieder ums Geld.

eva.komarek@wirtschaftsblatt.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.04.2015)

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