Die Venedig-Connection

Viele Galerien setzen auf der diesjährigen Kunstmesse Frieze New York auf die diesjährigen Landesvertreter der 56. Biennale in Venedig.

Randall's Island am Nordende Manhattans verwandelt sich jeden Mai vom Niemandsland zum angesagten Kunst-Hotspot. Die ehemalige Gefängnisinsel, die teilweise nicht einmal den New Yorkern ein Begriff war, wurde 2012 von der Londoner Frieze als Standort für den New Yorker Messeableger auserkoren. Über die Brücke kommend, fällt der Blick auf das prachtvolle weiße Zelt, das die Architekten SO-IL errichtet haben. Die Konstruktion schlängelt sich durch die Parklandschaft und wird zum optischen Blickfang. Innen bietet sie ein neues Seherlebnis: hell, hoch und weit, mit breiten Fenstern, die Ausblicke auf den Skulpturenpark der Messe gewähren. Die Veranstalter überlassen nichts dem Zufall. So sorgen hier handverlesene Restaurants für das leibliche Wohl, und heuer gibt es sogar erstmals Massagesessel. Diese haben Besucher auch dringend nötig, wenn sie sich durch 200 Stände voll Kunst kämpfen.

Biennale-Effekt. Ein Trend ist heuer auf der Messe unübersehbar: der Verkaufsfaktor Venedig. Viele Galerien zeigen Künstler, die auf der 56. Biennale vertreten sind. Die Biennale ist ein Sprungbrett, das einen normalen Künstler zum „Biennale-Künstler“ hochhebt. Dieses Wörtchen schlägt sich in den meisten Fällen direkt auf die Verkaufspreise der Arbeiten nieder. Das machen sich die Galerien auf der Frieze zunutze. Gavin Brown, Wikinson Gallery und Galleria Raffaella Cortese haben beispielsweise Arbeiten von Joan Jonas am Stand, die heuer die USA in Venedig vertritt. Werke der deutschen Künstlerin Katharina Grosse findet man etwa bei der Galerie Johann König und C.T. Jasper, der Polen vertritt, am Stand von Le Guern Gallery. Der Österreicher Thaddaeus Ropac verzichtet darauf, die Biennale für sich kommerziell auszunützen. Er setzt lieber auf Dauerbrenner wie Andy Warhol und Alex Katz. Doch schon längst sind die Biennale und die Galerien eng verknüpft. Häufig finanzieren sie Produktion, Transport und Vermarktung, weil die öffentlichen Budgets dafür längst nicht mehr ausreichen.

Neben Venedig zieht sich heuer Humor wie ein roter Faden durch viele Werke der Messe. Bei Nicolai Wallner findet man etwa eine Papierarbeit von David Shrigley, die eine brennende Kerze mit der Anmerkung „Candle in the daytime: unnecessary“ zeigt. Bei MOT hängt Laure Prouvosts schwarz-weißes Schild mit dem Text „Ideally, this sign would be a pink little cloud in the middle of the room“, und bei Sprüth hat sich Keith Arnatt selbst mit Plakat fotografiert: „I am a real artist.“

eva.komarek@wirtschaftsblatt.at

diepresse.com/kunstwerte

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.05.2015)

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