Biennale in Venedig

Neulich auf der Biennale in Venedig. Die 56. Ausgabe steht im Zeichen der Zukunft. Trotz Globalisierung gibt "All The World's Futures" einer gemeinsamen Welt keinen Raum.

Die Kritiken über die 56. Biennale von Venedig und die Tratsch- und Klatschgeschichten von den rauschenden Partys wurden bereits im Mai geschrieben. Warum ich das Thema in dieser Kolumne trotzdem noch einmal aufgreife, hat eigentlich einen ganz banalen Grund: Ich hatte erst vergangene Woche Zeit, sie mir anzusehen. Das hat sich als großer Vorteil herausgestellt. Bei den Previews und an den ersten Tagen nach der Eröffnung sind die Pavillons und das Ausstellungsgelände immer hoffnungslos überfüllt. Kunstgenuss ist es bei all dem Gedränge und Geschiebe jedenfalls keiner. Heuer konnte ich gemütlich die sandigen kleinen Wege entlangschlendern, an denen sich links und rechts die Pavillons aneinanderreihen und drinnen die Kunst in aller Ruhe auf mich wirken lassen. Zudem war ich heuer schon vor der Besichtigung aufmagaziniert mit Wissen und Meinung der renommierten Kulturkritiker.

National sortiert. „All The World's Futures“ ist das Thema und bei meinem Rundgang drängte sich mir unweigerlich die Frage auf, warum sich in Zeiten der Globalisierung so hartnäckig das nationale Prinzip bei der Präsentation hält. Die Zahl der teilnehmenden Nationen hat sich in den vergangenen 15 Jahren mehr als verdoppelt und eine Teilnahme an der Biennale mit eigenem Pavillon scheint für viele Länder eine Frage des Prestiges. Aber gerade wenn es um die Zukunft geht, wäre hier ein Ansatz abseits der Sortierung nach nationalen Identitäten nicht ein erstrebenswerter?

Auf dem Kunstmarkt geht der Trend jedenfalls immer mehr Richtung Globalkunst. Auf den wichtigen Messen und bei den Auktionen reihen sich hunderte Künstler aus allen Kontinenten gleichberechtigt nebeneinander. Nur die Biennale hält an den Nationalhäuschen fest.

Die nationale Individualität bewusst in den Vordergrund zu rücken, kann natürlich auch ein eigenes Konzept sein und als Gegenbewegung zum globalen Einheitsgeschmack verstanden werden. Dazu ist das Gezeigte aber zu sehr von im euroamerikanischen Raum etablierten Künstlern dominiert. Denn eigentlich ist die Biennale eine Verkaufsausstellung und war das schon seit ihrer Gründung 1895. Heute wird zwar nicht mehr vor Ort verkauft, aber die Biennale benötigt immer noch die finanzielle Unterstützung von Galerien. Viele Projekte der Künstler wären sonst nicht umsetzbar. Für die Galerien rechnet es sich, weil das Wörtchen Biennale-Künstler in den meisten Fällen direkt auf die Verkaufspreise der Arbeiten durchschlägt.

eva.komarek@wirtschaftsblatt.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.07.2015)

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