Art Stage Singapore

Ex-Art-Basel-Macher Rudolf hat eine Messe in Singapur gegründet und soll den Inselstaat zum Kunst-Hub ausbauen. Doch jetzt regiert der Rotstift.

Als Singapur vor gut 50 Jahren unabhängig wurde, verordnete die Regierung dem Inselstaat ein kompromissloses Modernisierungsprogramm. Und tatsächlich gelang es über die Jahrzehnte, eine hypermoderne Finanzmetropole und Weltstadt aus dem Boden zu stampfen. Solch eine Global City braucht für das Lebensgefühl und die Touristen auch Kunst. Daher wurde beschlossen, eine Kunstszene in der Stadt zu schaffen. Und so ging man auch an das Projekt heran. Es wurden Museen gegründet, 2006 fand die erste Biennale statt, und 2011 gewann man den ehemaligen Art-Basel-Messemacher Lorenzo Rudolf. Er gründete die Kunstmesse Art Stage Singapore, die nun zum sechsten Mal stattfand. Wer Rudolf kennt, weiß, dass ihm eine simple Messe zu wenig ist. Er hat sich das ehrgeizige Ziel gesteckt, Singapur zum Kunst-Hub für Südostasien zu machen. Er möchte die lokale Kunst mit der internationalen Kunstwelt vernetzen. Denn einige Länder haben aktive Kunstszenen, wie beispielsweise Indonesien und die Philippinen, doch es fehlt an Infrastruktur, und die Märkte sind in sich geschlossen.

Bunte Mischung

Rudolf stellte eine perfekte Messe hin. Stände, Layout und Design lassen keine Wünsche offen. Geschickt zeigt er mit einer hervorragenden, kuratierten Südostasiensektion, wohin die Reise gehen sollte. Doch eine Messe ist auch kommerziellen Zwängen unterworfen. Und so finden sich neben den ernst zu nehmenden jungen Strömungen aus der Region und den westlichen Galerien B-Ligisten, die bunte Hotelzimmerkunst bieten, zumindest für das westliche Auge.

Das Projekt Kunst-Hub ist inzwischen weit gediehen. Eine ganze Art Week hat sich rund um die Messe etabliert. Doch jetzt scheint die Entwicklung ins Stocken zu geraten. Denn seit dem Regierungswechsel regiert der Sparstift. Noch 2012 wurde in einem ehemaligen Militärlager, den Gillman Barracks, ein Galerienquartier errichtet, in dem sich einige renommierte ausländische Galerien niederließen, darunter Arndt, Janssen, Shangart, Pearl Lam und Koyama. Gut die Hälfte ist inzwischen wieder ausgezogen. „Es kommen keine Besucher, weil die Infrastruktur nicht aufgebaut wurde“, sagt Galerist Michael Janssen, der aus Mangel an Geschäft dichtgemacht hat. „Eigentlich wollen alle hier weg“, fügt er an. Auch die große Parallelausstellung zur Messe wurde gestrichen, ließ Rudolf durchblicken. Für die Messe sind das keine guten Voraussetzungen. Damit eine Messe international attraktiv ist, benötigt es eine lebhafte Kunstszene, und diese muss wohl aus sich selbst entstehen und nicht per Dekret.

eva.komarek@wirtschaftsblatt.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2016)

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