Out of Africa

Nach Hypes um China, Indien und Lateinamerika hat die Kunstwelt jetzt Afrika als neuen Trend entdeckt. Willkommen auf dem globalen Kunstmarkt.

„All so fucking African“ steht auf einem riesigen Schild, das am Eingang von Pier 94 der Armory Show hängt, die dieser Tage in New York stattfindet. Es stammt vom südafrikanischen Künstler Ed Young, der im Rahmen des Länderfokus Afrika gerade auf der Kunstmesse gezeigt wird. Kuratiert wurde die Sonderschau von den Gründerinnen der Berliner Onlineplattform Contemporary And für afrikanische Kunst, Julia Grosse und Yvette Mutumba. Mutumba ist zudem Kuratorin am Weltkulturenmuseum in Frankfurt am Main. Mit dieser Länderschau trifft die Armory einen Nerv der Zeit. Denn alles deutet darauf hin, dass der Kunstmarkt Afrika entdeckt hat.

Globalisierung. Sichtbare Zeichen für den nächsten Globalisierungsschub gibt es viele: 2013 verlieh die Biennale von Venedig den Goldenen Löwen für den besten Länderpavillon dem Debütant Angola und machte zwei Jahre später Okwui Enwezor zum künstlerischen Leiter der 56. Biennale. Die Tate Modern widmete 2013 gleich zwei Ausstellungen afrikanischen Künstlern, nämlich Meschac Gaba und Ibrahim El-Salahi und richtete ein African Art Programme samt Ankaufsbudget ein. In den USA kaufen diverse Museen plötzlich zeitgenössische Kunst aus Afrika, wie etwa das Metropolitan Museum in New York, und der deutsche Sammler Jochen Zeitz will 2017 sogar ein Museum für zeitgenössische afrikanische Kunst in Kapstadt eröffnen.

Aber auch der Markt reagiert. Das Londoner Auktionshaus Bonhams verzeichnet seit 2010 mit seiner jährlichen Afrika-Auktion steigende Verkaufszahlen. 2013 gründete Touria El Glaoui, Tochter des marokkanischen Künstlers Hassan El Glaoui, die 1:54 Contemporary African Art Fair in London, die sie parallel zur Frieze Art Fair positionierte. Wegen des großen Erfolgs expandierte sie im Vorjahr nach New York, wo nun ebenfalls zeitgleich zur Frieze die Schwestermesse stattfindet. Viele westliche Galerien haben afrikanische Künstler in ihr Programm aufgenommen. Das wahrscheinlich schlagendste Argument dafür, dass afrikanische Kunst auf dem Radar der internationalen Kunstszene aufgetaucht ist, ist aber die Art Basel, die im Vorjahr Afrika nicht nur zum Thema ihrer Talks machte – „Building New Art Institutions in Africa“ –, sondern auch Kunst dieses Kontinents in der Unlimited zeigte. Kunst aus Afrika und der Diaspora hat somit den Ritterschlag des High-End-Mainstreams bekommen.

Afrikas wirtschaftlicher Aufschwung spricht dafür, dass sich eine junge, aufstrebende Gesellschaft neben Luxusgütern auch Kunst kauft. Willkommen auf dem globalen Kunstmarkt.

eva.komarek@wirtschaftsblatt.at

diepresse.com/kunstwerte

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.03.2016)

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