Frieze New York

Ein Riesenaufblasbaby, ein echter Esel und ein Taschendieb mit Drang zum Schenken – der New Yorker Ableger der Londoner Kunstmesse Frieze ist fünf Jahre alt.

In einem stylishen Zelt, das groß genug ist, um drei Zirkusse zu beherbergen, und vor dem Alex Da Cortes riesiges mit Helium gefülltes Aufblasbaby schwebt, findet noch bis Sonntag die fünfte Ausgabe der Frieze New York statt. Der New Yorker Ableger der Londoner Kunstmesse ist mittlerweile zum Must-Event auf dem internationalen Kunstparcours geworden. Mehr noch, rund um die Messe hat sich eine Art Week mit mittlerweile neun Messen, Auktionen und zahlreichen Events entwickelt. Dabei waren am Anfang viele skeptisch.

Heuer hat Victoria Siddal, bisherige Direktorin von Frieze Masters, die im Herbst in London parallel zur Frieze stattfindet, die Leitung in New York übernommen. Mit ihr halten mehr Blue Chips wie Picasso, Dubuffet und Yves Klein Einzug. In diesem Bereich fällt Galerieneuzugang Dominique Lévy mit einem Fototriptychon von Adrian Piper auf, der im Vorjahr in Venedig den Goldenen Löwen gewonnen hat. Neben Piper zeigt er Frank Stella, David Hammons, Yves Klein und Gego.

Sir Gabriel. Auf einen großen braunen haarigen Hintern trifft man bei den Projects. Sir Gabriel ist ein ausgewachsener Esel, der unter einem luxuriösen Kronleuchter genüsslich an frischem Gras kaut. Es ist das Remake des italienischen Künstlers Maurizio Cattelan „Enter at Your Own Risk – Do Not Touch, Do Not Feed, No Smoking, No Photographs, No Dogs, Thank You“ aus dem Jahr 1994. Sir Gabriel ist kein Unbekannter, gab er doch schon sein Debüt in der Met. Die Warnung „No Photographs“ wurde wohl überwiegend ignoriert, denn der Esel ist zum Frieze-Instagram-Star geworden. Das zweite Kunstprojekt, das durch alle Medien ging, ist David Horvitz' Taschendieb. Der 34-jährige Künstler hat einen Taschendieb angeheuert, der über die Messe geht und unvorsichtigen Besuchern kleine Skulpturen in die Taschen steckt.

Stark ist heuer das Angebot von Künstlerinnen. Große Shows findet man etwa bei David Zwirner, der Lisa Yuskavage und Isa Genzken zeigt, Salon 94 hat Huma Bhabha, Judy Chicago und Betty Woodman im Programm, und bei der Londoner Frith Street Gallery sind Arbeiten von Cornelia Parker zu sehen, deren Dachinstallation auf der Met gerade enthüllt wurde. Auch Ungewöhnliches findet sich, wie etwa bei der Berliner Galerie Contemporary Fine Arts, die sehr erfolgreich Zeichnungen des Österreichers Walter Pichler verkaufte, der selten auf dem Markt zu finden ist. Insgesamt fällt auf, dass neben den Superstars viele Galerien auf Kunst bis 50.000 Dollar gesetzt haben. Das ist wohl eine Reaktion auf den sich abschwächenden Kunstmarkt.

eva.komarek@wirtschaftsblatt.at

diepresse.com/kunstwerte

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.05.2016)

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