Big is beautiful

Die Art Basel hat sich im Jahr 2000 mit der Unlimited in ein schwer zu verkaufendes Segment gewagt: monumentale Werke. Heute verkauft sich Größe gut.

Art Unlimited heißt die Sektion der Kunstmesse Art Basel, die seit dem Jahr 2000 Galerien ermöglicht, große Skulpturen, Installationen, Videoprojektionen oder Performances zu zeigen, die in einem Messestand keinen Platz hätten (siehe Abb. daneben). Es gab zu Beginn viele Zweifler, denn Großformate sind auf dem Markt schwer zu verkaufen. Wenn sie dann gar monumentale Maße haben, wie viele der auf der Unlimited gezeigten Werke, bleiben als Käufer eigentlich nur Museen und Skulpturengärten. Doch das Konzept hat sich durchgesetzt und die Verkäufe nehmen immer mehr zu.

Erfahrung mit Größe. Seit fünf Jahren kuratiert Gianni Jetzer, der Erfahrung mit Größe hat, die Umlimited-Sektion. Er ist Kurator im Hirshhorn-Museum und im Sculpture Garden in Washington. Heuer hat er 88 Projekte ausgewählt, mehr als je zuvor. Darunter auch Klassiker, wie Frank Stellas „Stretch Variation I“, Joseph Kosuths „Titled (Art as Idea as Idea)“ von 1968 oder James Rosenquists „Four New Clear Women“ von 1982. Letztere hat der Salzburger Galerist Thaddaeus Ropac nach Basel gebracht. Die Wiener Galerie Ursula Krinzinger, die von Beginn an auf der Unlimited vertreten ist, zeigt „The Collector's House“ von Hans Op de Beeck. Die Installation aus grauem Gips mit einer Bibliothek voller Bücher und römischen Skulpturen rund um einen Lotusteich, hat medial viel Aufmerksamkeit bekommen.

Aber wer kauft Kunst dieses Formats tatsächlich? Als die Unlimited begann, waren es vor allem öffentliche Museen. Inzwischen hat sich die Situation verändert. Marc Spiegler, Direktor der Art Basel, sagte gegenüber der „Financial Times“, dass es signifikante Verkäufe in dem Sektor gebe und davon ein Großteil an Privatsammler gehe. Eine Erklärung dafür ist, dass immer mehr Privatsammler sich auch ein Museum leisten. Die Kunstmarkt-Research-Plattform Larry's List hat 2015 die erste Studie über Privatmuseen erstellt. Demnach gibt es heute weltweit 317 privat finanzierte Institutionen für zeitgenössische Kunst. Davon wurden 70 Prozent erst nach der Jahrtausendwende und rund ein Fünftel davon erst in den vergangenen fünf Jahren gegründet. Das zeigt, dass die Bedeutung dieser Privatinstitutionen für den Kunstmarkt stark zugenommen hat. Denn viele dieser Museen stehen am Anfang und bauen die Sammlungen erst auf. Diese Entwicklung spiegelt sich auch auf dem Auktionsmarkt wider, wo die Preise für große Skulpturen stark gestiegen sind, wie Giacomettis Bronze „L'homme au doigt“ mit einem Rekordpreis von 141,2 Millionen Dollar, erzielt im Vorjahr bei Christie's, zeigt.

eva.komarek@wirtschaftsblatt.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.06.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.