Jubiläum

Vor 35 Jahren sperrte Sotheby's in Wien auf. Damals war der Markt sehr ruhig. Heute hat Österreich, nicht zuletzt dank diverser Restitutionen, einen wichtigen Stellenwert.

Im Jahr 1981 sperrte das Auktionshaus Sotheby's eine Niederlassung in Wien auf. Damals war der Kunstmarkt, gelinde ausgedrückt, sehr ruhig und so mancher mag sich gefragt haben, was sich ein internationales Auktions-Powerhaus hier an Geschäft erhofft. Aber Österreich hat schon allein wegen seiner imperialen Vergangenheit viele große Sammlungen und war zumindest für Akquisitionen interessant. Österreichische Sammler nahmen seinerzeit kaum an internationalen Auktionen teil, doch das sollte sich rasch ändern. Dafür sorgte nicht zuletzt Sotheby's .

Tatsächlich wurde seit 1995 Kunst aus Österreich im Wert von 500 Millionen Dollar über Sotheby's verkauft, sagt Andrea Jungmann, Geschäftsführerin von Sotheby's Österreich, Ungarn und Polen. „Viel überraschender ist aber, dass Österreicher umgekehrt über Sotheby's-Auktionen Kunst im Wert von 300 Millionen Dollar gekauft haben.“ Das kleine Land ist also auf dem Kunstmarkt wahrlich keine Randerscheinung mehr und wird in einem Atemzug mit Deutschland und der Schweiz genannt, wenn es um die Aktivitäten von Stiftungen und Museen geht.

Expertise bei Restitutionen. Einen wesentlichen Anteil an dieser Entwicklung hatten Restitutionen. Der Fall „Bildnis Wally“ von Egon Schiele aus der Sammlung Rudolf Leopold war es, der in Österreich die Debatte um Raubkunst ins Rollen brachte und zum ersten Restitutionsgesetz führte. Seit 1998 werden die Bestände der öffentlichen Museen und Sammlungen durchforstet, um während des NS-Regimes enteignete Kunst ihren rechtmäßigen Besitzern oder den Erben zurückzugeben. In den meisten Fällen werden restituierte Kunstwerke verkauft und sorgen bei internationalen Auktionen immer wieder für Aufsehen. Zu den spektakulärsten Rückgaben gehörten die fünf von der Galerie im Belvedere restituierten Klimt-Gemälde an die Erben von Ferdinand Bloch-Bauer im Jahr 2006. Die Veräußerung wickelte allerdings Konkurrent Christie's ab. Doch auch Sotheby's hat eine große Expertise bei Restitutionen. So verkaufte Sotheby's bereits im November 2003 das restituierte Werk „Landhaus am Attersee“ von Gustav Klimt für 29 Millionen Dollar. Und auch die zwei teuersten jemals in einer Auktion verkauften Landschaftsgemälde von Klimt, „Kirche in Cassone“, verkauft um 43 Millionen Dollar, und „Litzlberg am Attersee“, verkauft um 40,2 Millionen Dollar, wechselten über Sotheby's die Besitzer. „Man muss auch sagen, dass die Preissteigerungen, die Werke von Schiele oder Klimt erfahren haben, eigentlich erst durch diese Restitutionen möglich wurden“, betont Jungmann.

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.11.2016)

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