Kunst zum Wohnen

Auf der Messe Design Miami sind die Grenzen zwischen Design und Kunst fließend. Neben französischen Klassikern etabliert sich immer mehr Zeitgenössisches.

Design Miami, vor zwölf Jahren von einem Amerikaner als Satellitenmesse der Art Basel Miami gegründet, ist inzwischen fixe Größe der Designbranche geworden, denn sie ist die weltweit führende Verkaufsschau für Galerien und Kunsthandlungen mit Schwerpunkt Design. Überraschend ist vermutlich, dass die Design Miami auch die wichtigste Leistungsschau für Design in Europa ist. Dabei dominieren eigentlich die Europäer den Markt. Das zeigt sich auch auf der aktuellen Messe, die viele europäische Händler unter den Ausstellern hat, mit Klassikern wie Prouvé, Perriand und Corbusier.

Seit 2014 steht die Messe unter der Leitung von Rodman Primack, der stärker als bisher zeitgenössisches Design unterstützt. Er stellt fest, dass Sammler stärker beginnen, neben Vintagedesign auch zeitgenössische Stücke zu kaufen. Das liegt sicherlich auch daran, dass die allgemeine Wahrnehmung von Design als kultureller Disziplin in den vergangenen Jahren stärker geworden ist. Auch viele Kunstsammler haben Design als günstigere Alternative oder Ergänzung für sich entdeckt. So wirklich auseinanderdividieren lässt sich das eine vom anderen meist sowieso nicht. Der Unterschied zwischen Design und Kunst liegt in der Funktion. Design hat einen praktischen Nutzen, Kunst nicht. Schaut man sich die zeitgenössischen Arbeiten im Bereich Design an, ist der praktische Nutzen oft kaum noch erkennbar.

Textilien und Südamerika. Auf der diesjährigen Messe zählen natürliche Materialien und auch südamerikanisches Design zu den Trends. Die Plusdesign Gallery hat etwa den kolumbianischen Karneval eingefangen und verkauft Lautsprecherkabinette, entworfen von Nathalie du Pasquier und Jonathan Nesci. Misha Kahn kombiniert beim New Yorker Händler Friedman Benda am Strand in Brooklyn gefundenen Müll mit Bastgewebe aus Swasiland zu einem großen Aufsatzschrank um 28.000 Dollar. Für 125.000 Dollar verkaufte die Galerie Salon 94 einen Kunstharzschrank von Gaetano Pesces.

Die Design Miami ist aber auch für die Lifestyle-Branche ein wichtiger Partner geworden. So gestaltete Fendi ihre Interpretation eines VIP-Raums. Entworfen von Cristina Celestino, ist der Raum eine Hommage an den Bogen des Palazzo della Civiltà Italiana in Rom. Louis Vuitton zeigt in einer Installation wiederum ikonische Kreationen aus der „Objets Nomades“-Kollektion, etwa den Hocker von Atelier Oi, den „Cocoon“ der Campana Brothers, die „Bell Lamp“ von Barber & Osgerby und den „Blossom-Hocker“ von Tokujin Yoshioka. Weitere Kooperationen gibt es mit Maison Kitsuné und Audi. ?

kunstwerte@diepresse.com

diepresse.com/kunstwerte

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.12.2016)

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