Saatchi-Salon

Charles Saatchi, Sammler, Förderer und Museumsbesitzer, eröffnet seine erste kommerzielle Galerie. Dabei kooperiert er mit renommierten Galerien.

Charles Saatchi und zeitgenössische Kunst werden stets in einem Atemzug genannt. Als einstiger Mann der Werbebranche verstand er es immer, für Knalleffekte zu sorgen und groß zu inszenieren. Saatchi revolutionierte in den 1990er-Jahren die junge britische Kunst. War er doch geistiger Vater der Young British Artists (YBA), jener provokativen Künstlergruppe rund um Damien Hirst, die Starruhm erlangte. Er gilt als Förderer, Mäzen und hatte gleichzeitig stets einen Ruf als mystische Gestalt des Kunstmarktes, die den Markt manipuliert.

Tatsächlich hat Saatchi Kunst immer auch als Geschäft verstanden. Er startete seine Sammlung in den 1970er-Jahren und eröffnete 1985 die erste Saatchi Gallery in London. Wobei die Saatchi Gallery stets Ausstellungsort mit Gratiseintritt war, nie Verkaufsgalerie. Finanziert hat er sein Engagement mit Kunst. Denn schon im Jahr der Galeriegründung verkaufte er in Bausch und Bogen ganze Werkgruppen von Künstlern aus seiner Sammlung, darunter Werke von Sean Scully, Andy Warhol, Georg Baselitz oder Anselm Kiefer. Auch mit den YBA verfuhr er nicht anders. Schon ein Jahr nach der legendären Ausstellung „Sensation“ in der Royal Academy in London, die unter anderem Damien Hirst und Tracey Emin zu großer Aufmerksamkeit verhalf, warf er einige wichtige Arbeiten auf den Markt. Später trennte er sich sogar von Hirsts berühmtem Hai in Formaldehyd. „The Physical Impossibility of Death in the Mind of Someone Living“ wechselte damals für acht Millionen Dollar den Besitzer.

Logischer Schritt. Jetzt macht Saatchi den logischen nächsten Schritt und eröffnet erstmals eine kommerzielle Galerie in Chelsea, die er Salon nennt. Dabei kooperiert er mit renommierten Galerien. Die Premiere macht die Lévy-Gorvy-Galerie mit Arbeiten des japanischen Gutai-Künstlers Tsuyoshi Maekawa aus den 1950ern und 1960ern (24. Februar bis 14. Mai). Im Gegensatz zu seinen sonstigen Ausstellungen in der Saatchi-Galerie stehen die Werke im Salon aber zum Verkauf.

Saatchi gilt als wegweisender Sammler, versucht er doch den Trends immer einen Schritt voraus zu sein. Für einen Künstler ist es meist auch wirtschaftlich höchst förderlich, wenn er es in die Saatchi-Sammlung schafft. Es ist beinahe wie ein Gütesiegel. Die Saatchi Gallery hat eine große Anziehungskraft und verzeichnete in den vergangenen fünf Jahren 15 der 20 bestbesuchten Ausstellungen in London. Somit kann eine Galerie, die im Salon mit Saatchi kooperiert, auch von dessen Anziehungskraft profitieren.

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.02.2017)

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