Kunstwerte

Gutai

Die japanische Avantgardegruppe wurde im Westen lang ignoriert. Vor rund zehn Jahren sollte sich das ändern und mit dem Interesse stiegen auch die Preise.

Gutai, gleichbedeutend mit „das Konkrete“, ist eine japanische Avantgardegruppe, die 1954 von Jiro Yoshihara gegründet wurde. Sie war damals den Kollegen aus Europa und den USA um einiges voraus, waren sie doch die Ersten, die mit Körpereinsatz arbeiteten. Doch der Westen schenkte der Kunst lang wenig Interesse. Gutai waren quasi die Erfinder der Performance. Sie schleuderten in Farbe getauchte Papierbälle auf die Leinwand, inszenierten sich wie Atsuko Tanaka mit Glühbirnen und Neonröhren als lebende Skulpturen oder rannten wie Saburo Murakami durch Leinwände.

In Europa begann der Pariser Galerist Rodolphe Stadler Arbeiten des bekanntesten Gutai-Mitglieds, Kazuo Shiraga, schon in den frühen Sechzigerjahren in seiner Galerie zu zeigen. Stadler ist es zu verdanken, dass sich einige Shiraga-Werke in wichtigen europäischen Sammlungen befinden. Auf dem internationalen Kunstmarkt war bis in die Nullerjahre Gutai-Kunst aber wenig präsent und bei Auktionen um fünfstellige Beträge zu bekommen.

Aufschwung. Das sollte sich vor knapp zehn Jahren ändern. 2008 starb Shiraga und mit seinem Tod erlebte Gutai einen Aufschwung. Einerseits kaufte der belgische Sammler und Händler Axel Vervoordt Gutai-Arbeiten auf, andererseits entdeckte 2011 eine amerikanische Gruppe von Sammlern, Händlern und Kuratoren Shiraga. Sammler Howard Rachofsky, Berater Allan Schwartzman, der New Yorker Händler Fergus McCaffrey und Dallas-Museum-of-Art-Kurator Jeffrey Grove entdeckten Shiraga bei einer Privatausstellung in Osaka. Kurze Zeit später wurde Shiraga von zwei der größten New Yorker Händler vertreten und seine Arbeiten wurden in wichtigen Ausstellungen in New York und Los Angeles gezeigt. So zeigte etwa das Guggenheim in New York 2013 die Ausstellung „Between Action and the Unknown: the Art of Kazuo Shiraga and Sadamasa Motonaga“. Von da an ging es auch mit den Auktionspreisen bergauf: 2014 wurde Shiragas „Gekidou Suru Aka“ bei Sotheby's in Paris um 3,9 Millionen Euro verkauft, ein neuer Rekord, und im Herbst desselben Jahres erzielte sein Werk „BB56“ in einer Abendauktion für Gegenwartskunst bei Christie's 4,9 Millionen Dollar. Inzwischen haben auch andere wichtige Mitglieder der Gutai-Gruppe sechsstellige Beträge erzielt, Sadamasa Motonaga sogar siebenstellige. Händler McCaffrey präsentierte auf der vorigen Art Basel ein großformatiges Werk von Shiraga, das noch bei der Preview für fünf Millionen Dollar wegging. Ein baldiges Ende des Preisanstiegs ist nicht zu erwarten.

kunstwerte@diepresse.com

diepresse.com/kunstwerte

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.07.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.