Prophezeiung: Ab 22.Dezember werden die Tage länger

Der angeblich von einem Maya-Kalender vorhergesagte Weltuntergang beflügelt das Vergnügungsgewerbe. Sogar im Waldviertel.

Zusammenfassend: Die Welt wird sich weiterdrehen?“ – „Sie muss es, ich habe am 21.Dezember abends einen Vortrag in Gmunden.“

Dieser feine Dialog zwischen der „Kronen Zeitung“ und dem Bestsellerautor Erich von Däniken ist am 21.November erschienen. Am selben Tag fand sich in meinem elektronischen Postkasten ein Mail mit dem mir bisher unbekannten Absender „Presseservice idClub“, u.a. mit den Zeilen: „Ob die Welt am 21. Dezember tatsächlich untergeht? Wir wissen es erst am 22. Dezember mit Sicherheit. Aber der idClub schmeißt die passende Party dazu – sicher ist sicher.“

Der besagte Club befindet sich, wie ich gleich im Internet recherchiert habe, in der niederösterreichischen Gemeinde Jaidhof im Bezirk Krems-Land, die 1174 Einwohner hat. Dort steht auch das Barockschloss Jaidhof, in dem die Österreich-Zentrale der (aus der katholischen Kirche ausgeschlossenen) Priesterbruderschaft St. Pius X untergebracht ist; in die Filmgeschichte ist Jaidhof als Schauplatz des düsteren Films „Revanche“ von Götz Spielmann eingegangen.

All das wüsste ich nicht, hätten nicht die alten Maya einen Kalender verfasst, aus dem manche lesen, dass die Welt am 21.12.2012 untergehen werde. Jetzt überlege ich sogar, den nächsten Ausflug ins schöne Krems mit einem Abstecher nach Jaidhof zu verbinden. So dient eine untergegangene amerikanische Kultur post mortem in vorbildlicher Weise der Waldviertler Fremdenverkehrswerbung.

In Jaidhof wird freilich nicht die einzige Party am 21.Dezember 2012 steigen, man kann für diesen Tag gefahrlos einigen Schabernack prophezeien, gewürzt mit einer Prise ironisch gebrochener Angstlust. Die witzigste Doomsday-Interpretation (bisher) hat die Künstlergruppe „Society of Posthuman Experience“ bei der „Letzten Weltausstellung“ im vortrefflichen Hernalser Etablissement Gschwandner geboten. „Am 21. Dezember 2012 wird die Sonne erlöschen“, schrieb sie: „Der entstehende Mangel an ultraviolettem Licht auf der Erde wird es für den menschlichen Organismus unmöglich machen, das lebenswichtige Vitamin D zu bilden.“ Überleben werden, so heißt es weiter, nur „jene zwei Prozent der Menschheit (Gruppe Alpha), die dem Rutilismus (Redheads) angehören“. Denn diese seien vom Sonnenlicht unabhängig.

Leider gehöre ich nicht zu dieser Gruppe, ich liebe das Licht und zähle die Tage bis zum Tag, an dem die Tage wieder länger werden. Das wird heuer der 22.Dezember sein, in Gmunden genauso wie in Jaidhof und Hernals. Dieser Prophezeiung der Wissenschaft schenke ich mein Vertrauen.

E-Mails an: thomas.kramar@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2012)

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