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Knacksten Kneissls Knie beim knisternden Knicks à la Knigge?

Außenministerin Karin Kneissl sorgte mit einem Knicks für Debatten.
Außenministerin Karin Kneissl sorgte mit einem Knicks für Debatten.REUTERS
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Die umstrittene Höflichkeitsgeste der Außenministerin verführt zum Grübeln über Überwältigungsstrategien und Wortklang.

Wer hätte geahnt, dass im Hochsommer 2018 der Knicks ins Gespräch kommen sollte? Dass Thomas Schäfer-Elmayer abseits der „Dancing Stars“ um Auskunft gebeten wird? „Man nennt das ein Compliment“, sagte er im „Kurier“: Von ausländischen Besuchern werde die Geste aber oft missverstanden. Wir dürfen weiter spekulieren: Die verwirrende Wirkung des Knickses ähnelt vielleicht – mit umgekehrten Geschlechterrollen – jener des Handkusses, über die Jörg Mauthe in „Die große Hitze“ schrieb: „Man muss das einmal miterlebt haben, wie die Equipe der österreichischen Männer in eiskalter Brutalität die deutschen Damenhände küsst!“ Die handgeküssten Damen seien „wehrlos einem Savoir-vivre von uralter Traditionsqualität ausgeliefert“, kämen sich selbst „ungelenk und hausbacken“ vor.

Hat die knicksende Kneissl eine ähnliche Überwältigungsstrategie verfolgt? Wir wissen es nicht – und flüchten in die Lautkunde. Das Knicksen ist wie das Knacken eine Variante des Knickens, geknickt werden dabei die Knie. Diese sind ein Beispiel dafür, dass Wörter mit „kn“ oft eine Verdickung ausdrücken, man denke an Knolle, Knoten, Knopf, Knäuel, Knebel. Verben mit „kn“ bedeuten oft, dass etwas verbogen oder sonstwie physisch beeinträchtigt wird: Wir knicken, kneifen, kneten, knabbern, knüllen; wenn etwas knackt, knistert oder knallt, bleibt es nicht intakt.

Und woher kommt der Name Kneissl? Auch das steht nicht fest. Denkbar wäre eine Assoziation zum Verb gneißen, das leider heute nur mehr umgangssprachlich verwendet wird: Es bedeutet so viel wie erkennen oder verstehen und könnte sinngemäß gut mit dem englischen „to know“ verwandt sein. Auch das ist freilich nur eine, wenn auch reizvolle etymologische Spekulation.

Zurück zum Knicks: Dass er uns so schnell einfällt, wenn wir an leicht antiquierte Höflichkeitsformen denken, könnte auch an einem Gleichklang liegen, dem mit Knigge. Der Freiherr dieses Namens hat 1788 ein Buch geschrieben, das fälschlicherweise als reine Benimmfibel gilt und vielmehr lehrt, was sein Titel verspricht: „Über den Umgang mit Menschen“.

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