Jetzt ist schon wieder was passiert! Frank live im ORF

STRONACH IN ORF INTERVIEW ZU EUROFIGHTER-GEGENGESCHAeFTEN
STRONACH IN ORF INTERVIEW ZU EUROFIGHTER-GEGENGESCHAeFTENAPA/APA
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Im Ranking der schärfsten TV-Komödien hat Stronach soeben Sido überholt. Sein Auftritt in der „ZiB2“ erfüllt auch den Bildungsauftrag.

Und wieder hat der begabte Zulieferer Frank Stronach ein Gegengeschäft getätigt, wiederum mit dem ORF. Am Donnerstag bekam der austrokanadische Industrielle 13 Minuten und 16 Sekunden Sendezeit in der „ZiB2“. Er lieferte dafür dem staatlichen Sender reine Unterhaltung. Diese Art von Deal hat er bereits wiederholt gemacht. Seit er aber mit einer eigenen Fraktion ins Parlament drängt, hat sich sein Sendungsbewusstsein intensiviert. Diesmal assistierte ihm Moderator Armin Wolf.

Die Informationsabteilung des Gegengiftes meint: Mit solch einer Sendung hat der ORF seinen Bildungsauftrag mindestens bis zur nächsten Wahl erfüllt. Gnadenlos wurde am Donnerstagabend enthüllt, in welchem Zustand sich die heimische Politik befindet, bis hin zu der medienpolitisch interessanten Nebenbemerkung von Stronach, der ORF habe ihm zugesagt, er dürfe Minuten lang einen Text ohne Unterbrechung vorlesen. Klingt ungewöhnlich. So viel Entgegenkommen kann vielleicht ein Kanzler, Vizekanzler oder Landeshauptmann erwarten. Aber eine Splittergruppe des BZÖ, bei einem Vollblutjournalisten, der Interventionen ganz sicher ablehnt?

Noch einmal: Worüber wurde in 13 Minuten und 16 Sekunden gesprochen? Schwer zu sagen. Alle zehn Sekunden rief Wolf „Herr Stronach!“ und drohte mehrmals mit Abbruch, aber das bremste den Drang des 80-Jährigen nicht, der simplen Frage auszuweichen, ob seine Firma von Eurofighter-Gegengeschäften profitiert habe. Er beschimpfte die Politik, den ORF und das Land an sich, nur die braven Arbeiter blieben verschont. Der prägnanteste Satz Stronachs, für den Interviewer persönlich bestimmt: „Von der Wirtschaft verstehst Du nichts!“

Aus der Sicht des Unternehmers ist solch eine Wertung sogar verständlich. Stronach verlässt sich lieber auf den ökonomischen Spürsinn seines einstigen Mitarbeiters Siegfried Wolf, den er am liebsten als Bundeskanzler sähe, und seines einstigen Untergebenen Karl-Heinz Grasser. Als der Manager 2001 samt Minister mit dem Magna-Flieger nach Bayern flog, um EADS zu besuchen, hatte das überhaupt nichts mit Business zu tun, sondern nur mit dem Wohl anderer auf Kosten von Stronach! In einem anderen Punkt aber hat der Firmen- und Parteigründer sogar recht. Die Auflistung der Gegengeschäfte durch die Regierung ist ähnlich zwielichtig wie das Verhalten von ÖVP, SPÖ, FPÖ und ihrer Zwischenhändler im Waffenhandel.

Bravo Frank! Du verstehst ja nichts von Manieren, aber für die Quote tust du alles! Im Vergleich zum Fight mit dem bösen Wolf in der „ZiB2“ war der Schwinger von Sido gegen Heinzl zartes Schattenboxen. Was kommt nun in der heißen Wahlkampfphase? Hosen runter bei Karlich? Shitstorm auf Twitter? Oder gar ein Paintball-Match mit H.-C. für „Die große Chance“?

E-Mails an: norbert.mayer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.12.2012)

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