Noch ein Grund für Australien als Strafkolonie

Das Haus Windsor wurde erneut Opfer eines üblen Scherzes. Dieses Schicksal teilt die Familie mit der ÖVP.

Unter den Hoaxern ist jener, der sich als Berühmtheit ausgibt, relativ harmlos. Schlimmere Hoaxer lösen Bombenalarm aus oder binden ihrem Opfer echte Bären mittlerer Größe auf. Dieser Brauch ist aber nur mehr in der Taiga und in entlegenen Gegenden Alaskas üblich. Andernorts hat man ihn mangels Bären eingestellt.

Bevor wir aber zu jenem Scherz kommen, der zurzeit den Commonwealth beschäftigt – woher stammt das „Hoaxen“ eigentlich? In den Gegengift-Archiven musste lange gesucht werden. Nun wissen wir es genau. Dieses alte keltische Lehnwort wurde bis ins zwölfte Jahrhundert an der Sulm verwendet – es bezeichnet das Entrinden einer Tanne mittels kurzgriffiger Axt. In der Adventzeit haben Waldarbeiter mit den Holzresten dann oft Schabernack getrieben – der konnte ziemlich vulgär sein. Als „urban legend“ entlarvt wurde hingegen der Eintrag im Oxford English Dictionary, dass „hoax“ zum ersten Mal 1796 belegt ist und sich von „hocus-pocus“ ableitet. Im Supplementband IV zur zweiten Auflage des OED wurde dieser Eintrag bereits getilgt. (Jemand, der Queens English spricht, hätte diesen Ausdruck ohnehin nie verwendet.)

Womit wir bei unserem nächsten Anliegen sind. Und wir müssen jetzt ein bisserl streng sein. Soll es australischen Moderatoren tatsächlich erlaubt sein, königliche Hoheiten per Telefonanruf mit schlechtem britischen Akzent zu imitieren und dieses erbärmliche Hörspiel auch noch live in die Outbacks zu übertragen? Wir Royal Watchers vom Gegengift finden, das gehört bei Kapitalstrafe verboten! Wäre Australien an sich nicht bereits eine Strafkolonie, in die man einst aus gutem Grund irische Schafschänder in Flotten verschickt hat, man müsste die Hoaxer von dort unten nach ganz unten verbannen. Rufen die doch tatsächlich bei der bezaubernden Prinzessin Kate an, geben sich als Bessie, Charles und Corgi Holly aus – und werden auch noch ins Krankenzimmer durchgestellt. Die Sache riecht nach Hochverrat! Sicherlich steckt die Pflegergewerkschaft dahinter – oder gar ein australischer Medientrickser namens Murdoch, der sich bei Telefonterror und illegalen Abhörmethoden auskennt.

Nein, bei solchem Hoax hört sich der Spaß auf. Das ist Volksverhetzung. Womit wir beim wirklichen eigentlichen Anliegen sind. Waren es nicht australische Reporter, die dem großen österreichischen Europa-Politiker Ernst S. einen Elch aufgebunden haben und ihn zu einem kleinen Gegengeschäft verleiten wollten? S. hat auf die einzig richtige Art reagiert und die Schmierfinken verhöhnt, indem er ihr mieses Hirtenenglisch nachgemacht hat. Perfekt sogar! Es ist offensichtlich: Die Windsors und die ÖVP werden ständig gemein geblufft.

E-Mails: norbert.mayer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.12.2012)

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