Die Zeit ist reif für eine echte Hypo-Heilanstalt

Woran denken Österreichs Regierungsspitzen, wenn sie das unheimliche Wort „Anstaltslösung“ aussprechen?

Bei uns in Erdberg bildete sich am Freitag kurzzeitig eine Taskforce nach dem Vorbild jener Kraft, die seit dem Crash-Kurs der Hypo Alpe Adria das Bankenunwesen begleitet. Inzwischen sind während der Kärntner Balkan-Misere drei Bundesminister für Finanzen verbraucht worden. Da konnten wir Experten vom Gegengift nicht untätig bleiben.

Der Auftrag: Herauszufinden, was eigentlich mit Anstaltslösung gemeint sei. Wer die Spitzen der Politik beim Aussprechen dieses Wortes beobachtete, konnte den Eindruck gewinnen, dass sie in diesen Momenten unterfinanziert waren. Auch die nicht besonders aktiven Granden aus der OeNB sahen in diesen Passagen zur Bösen Bank verschwitzt und ratlos aus, mit matten Augen, fast ohne Gier nach medialer Aufmerksamkeit.

Als Erstes kam bei der Lagebesprechung der Gegengift-Taskforce (GT) natürlich der Wissenschaftsflügel zu Wort. „Anstaltslösungen füllt man in kleinen Flaschen mit entsprechenden Warnhinweisen ab,“ sagte unser Pop-Experte, der immerhin Chemie studiert hat. „Sie werden je nach dem Stadium der Verwirrung oral eingenommen oder gespritzt. Ihr Zweck ist allein die Beruhigung, man verabreicht sie nur in unheilbaren Fällen.“

Hoffnungsloses gehört zur Kernkompetenz des Gegengiftes. Das Antidot ist bei uns Prinzip, auch in Fragen der Baukunst. Ich persönlich meine, dass es sich bei der Bad Bank um eine geschlossene Anstalt handeln muss, in die nicht nur böse Banker eingewiesen werden, sondern auch jene, die das entfesselte Abzocken für system-relevant erklärt haben.

Aber in unserer Sektion für Psychiatrie und praktische Wirtschaftskunde keimte Widerspruch. Wenn das Wegsperren Schule machte, ginge es um einen Gebäudekomplex, dessen Konstruktion die Steuerzahler mindestens 300 Milliarden Euro kosten würde. Ganze Länder müssten in diesem Heim für die Rekonvaleszenz chronisch Kranker untergebracht werden. So viel Sanierung kann sich nicht einmal die größtmögliche Koalition leisten. Die GT hat sich also bereits während ihrer konstituierenden Sitzung aufgelöst. Wir waren durch diesen radikalen Schnitt zumindest effizienter als die Pfleger der Hypo-Heilanstalt.

E-Mails an:norbert.mayer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.02.2014)

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