Feierliches Begräbnis für Richard III. in Leicester Cathedral

Die Gebeine des letzten Plantagenet-Königs, die Archäologen 2012 unter einem Parkplatz gefunden haben, werden am 26. März 2015 beigesetzt.

Der 22.August 1485 war ein bemerkenswerter Tag für Bosworth. Vor diesem unscheinbaren Marktflecken in Leicestershire endete um zirka neun Uhr auf einem schlammigen Feld das Mittelalter. Richard III. wurde in der Schlacht von einem Waliser mit der Hellebarde erschlagen, just als der letzte König der Plantagenets sich anschickte, den Rebellen Henry Tudor mittels Schwerts um einen Kopf kürzer zu machen.

Nichts mehr war danach so wie früher. Ein Hiatus, würde der Publizist Peter Sloterdijk sagen, dem die Neuzeit verdächtig ist. Schließlich verlor das Haus York die zumeist gegen Lancaster geführten Rosenkriege, welche Shakespeare in spannende Historien verwandelte. Statt katholisch fromm in die Kirche zu gehen und ihren Lehensherren treu ergeben zu sein, erfanden die Engländer Tudor-Mythen, Frauentausch, protestantisches Ethos und Bingo. So eroberten sie die Welt, beinahe bis Hollywood. Und zu Recht, meint die anglophile Fraktion des Gegengiftes, die alle Königinnen namens Elisabeth still verehrt und von überzeugten Stratfordianern durchsetzt ist.

Aber auch Richard gilt unser Mitgefühl, denn die Ruhestätte des letzten englischen Königs, der auf dem Schlachtfeld gestorben ist, tapfer und durch Verrat, hat die Nachwelt rasch vergessen. Heinrich VII. ließ den toten Gegner formlos bei Greyfriars Church begraben. Das Franziskanerkloster wurde in der Reformation zerstört und verkam zu einem Parkplatz der Stadtgemeinde Leicester. 2012 jedoch fanden britische Archäologen just unter der Stellplatznummer R die Gebeine des buckligen Königs. Nicht nur die verkrümmte Wirbelsäule wies auf ihn hin. Auch Gentests ergaben, dass es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um jenen Mann handelt, der laut Tragödientext bei Bosworth vergeblich sein Königreich gegen ein Pferd tauschen wollte, nachdem sein Schimmel im Dreck stecken geblieben war.

Durfte Tricky Dick, der nicht nur von Dramatikern rufmörderisch behandelt wurde, nun endlich in würdigeren Umständen friedlich ruhen? Noch nicht ganz. Denn um die sterblichen Überreste des Monarchen hat es inzwischen einen Rechtsstreit gegeben. Die Allianz der Plantagenets forderte, ihr Herrscher müsse in York begraben werden. Sie rief das Höchstgericht in London an und bat sogar die Queen um Beistand. Richard müsse heim zur Weißen Rose von Yorkshire.

Die Argumente waren zu schwach. Richard hatte keine Nachkommen, aber so viele Geschwister, dass halb England nun mit ihm entfernt verwandt ist, sogar im multikulturellen Leicester. Dort kämpfte man um die schöne Leich entschlossen wie einst im 15. Jahrhundert. Mit Erfolg: Diese Stadt mit ihrer altehrwürdigen, Sankt Martin geweihten Kathedrale setzte sich durch. Inzwischen steht sogar das Datum der Beisetzung fest: der 26.März 2015. Zuvor werden die Gebeine jedoch nach Bosworth geführt, wo sich vielleicht noch Richards Pferd im Sumpf befindet.

E-Mails an:norbert.mayer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.08.2014)

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