Ein multipler Schock: Sechsmal 007 im Wachsfigurenkabinett

Wer ist der beliebteste Bond? Das wollen wir gar nicht genau wissen.

Diese Szene ist nicht einmal den wildesten Verschwörungstheoretikern in Hollywood eingefallen: Seit Freitag sind bei Madame Tussauds in London die sechs bisherigen Darsteller des Meisterspions James Bond in einem Schauraum vereint. Alle tragen sie einen perfekten Smoking. Sean Connery, George Lazenby und Roger Moore halten in ihrer Rechten allzeit bereit eine Pistole hoch, Timothy Dalton steht brav da wie ein Firmling, Pierce Brosnan und Daniel Craig haben ihre linke Hand lässig in der Hosentasche. Es fehlte in der Szene nur noch Miss Moneypenny, die herausfinden muss, wer denn ihr wahrer James sei. Auch diese charmante Person, Zierde des Vereinigten Königreichs, wurde bereits von sechs Schauspielerinnen dargestellt. Aber wollen wir sie alle vereint in Wachs sehen?

Die Gegenspionage-Abteilung des „Gegengiftes“ kann dazu nur sagen: Nein! Nein! Nein! Nein! Nein! Es kann nur eine Miss beim MI6 geben, so wie es nur einen Bond gibt. Vielfache von 007 sind garantiert dem kranken Hirn eines global agierenden Verbrechers wie Ernst Stavro Blofeld entsprungen. Nicht einmal der KGB wäre zu solch einer Persönlichkeitsstörung fähig.


Für ältere Kinobesucher ist neben Lois Maxwell als Miss Moneypenny Sean Connery als James Bond der stärkste Sympathieträger des britischen Geheimdienstes. Aber seine Fans erleben eine böse Überraschung, wenn sie bei Google prüfen, wie dort das kalte Ranking der Maschine mit Darstellern von 007 umgeht. Sucht man nach Daniel Craig, erhält man an die 213 Millionen Ergebnisse. Damit übertrifft er sogar Johnny Depp (64 Mio.) oder Brad Pitt (46 Mio).

Und Connery? Knapp elf Millionen Einträge. Sogar der elegante Moore hat gut siebenmal mehr, Brosnan und Dalton liegen etwas, Lazenby liegt abgeschlagen hinter dem einst ersten Bond. Der einzige Trost: Agent Nr. 007 lebt. Er ist derzeit 88, 85, 76, 71, 62 oder 47 Jahre alt und noch immer von hohem Wuchs. Der KGB behauptet, Bond sei Schotte. Er könnte aber genauso gut Australier sein. Miss Moneypenny wird immer 35 bleiben.

E-Mails an: norbert.mayer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.10.2015)

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