Lila Flieder aus dem Euroraum ist überflüssig

Die 500-Euro-Noten haben es schwer. Es passen einfach zu wenige davon in den Kofferraum des Cabrios.

Wir einfache Leute in Erdberg haben an sich wenig zu tun mit 500-Euro-Scheinen. Violett sollen sie sein, im Ausmaß von 160 mal 82 Millimeter, mit 1,12 Gramm um fast ein Zehntel schwerer als der Hunderter. Moderne Bauten bilden sie angeblich ab – einen Glaspalast und eine Brücke mit mächtigen Stahlseilen. Wer weiß, ob sich Kunden, die den Fünfhunderter verwenden, überhaupt für Architektur interessieren?

Der praktische Wert solcher Papiere besteht in Gewichtsersparnis. Nehmen wir an, Ihre Schwiegermutter bittet sie, den Lambo anzuwerfen und ein paar Millionen nach Liechtenstein zu transportieren. Man wäre zwar unter Ausreizen der 700 PS schnell dort, aber jeder Cabrio-Fahrer weiß, dass der Platz im Kofferraum begrenzt ist. Wir reden nicht über Münzen oder kleinere Scheine. Angeregt von einem Bericht aus London, habe ich es ausgemessen – selbst mit 100-Dollar-Noten ist im Leihwagen bei 15 Millionen Schluss. Die wiegen dann auch schon etwas mehr als ein ausgewachsener Mann.

Also doch Rubel? Da sind Euro-Fünfhunderter handlicher. 15 Millionen ergeben gut 30 Kilogramm – nur rund ein Fünftel der Dollar-Belastung. Sie haben den Vorteil, dass man auf die Reise auch Wäsche zum Wechseln, Rasierapparat und Zahnbürste mitnehmen kann, für jene Schwiegersöhne, die unbedingt in Vaduz übernachten wollen. Mit kleineren Banknoten geht der Kurierdienst nicht. Da wäre dann sogar ein Laster nötig. Selbst der Transport der Weimarer Ausgabe der Werke des Johann Wolfgang von Goethe, ediert im Auftrage der Großherzogin Sophie von Sachsen, scheint im Vergleich dazu eine Petitesse zu sein. Aber wer befördert schon 143 Bücher in ein Steuerparadies, das sich eher auf Sparbücher spezialisiert hat?

Kenner, nicht Dilettanten, die am falschen Ende mit Fremdwährungskrediten spekulieren, wissen ohnehin, was in den schokoladebraunen Luxuskoffer passt: Swiss Francs in Tausendernoten. Sie nehmen neunmal weniger Raum ein als große Dollar-Scheine. Das ist praktisch für den diskreten Grenzverkehr. Wer braucht denn da noch lila Flieder aus dem Euroraum?

E-Mails an: norbert.mayer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.03.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.