Exklusiv! Der Werner ist Angela in der Asylfrage sehr dankbar

Soll man den Bundeskanzler allein interviewen dürfen? Interessanter ist es, wenn er zu zweit redet. Das fällt ihm manchmal nicht schwer.

Aufregung im ORF und über ihn. Ein Kanzler stellt sich dem Gespräch, am Sonntag „Im Zentrum“. Allein. Ja, darf er denn das? An sich reden doch mehrere Experten in dieser Sendung wild durcheinander. Jetzt ist die ÖVP verstimmt. Sie will nicht, dass Werner Faymann solch ein Solo haben darf. Zugleich wäre Vizekanzler Reinhold Mitterlehner wohl selbst gern separat auf Sendung – ein für seine Partei typischer Zwiespalt.

Interessant klingt die Begründung des TV-Chefredakteurs, warum Österreichs Regierungschef auf den Küniglberg bestellt wird: Die Konzentration auf einen Gesprächspartner könne aufschlussreich sein. Möglich. Aber die mutigsten Interviewer im Zentrum des Gegengifts haben mir daraufhin gesagt, dass es noch viel unterhaltsamer sei, wenn sich zwei Alpha-Männchen, vom mäßigenden Moderator peinlich befragt, ständig widersprechen. Und diese Redakteure haben zur Bestätigung auch prompt geliefert.

Hier also drucken wir exklusiv, noch weit vor der nächtlichen Plauderei im ORF, unseren beinharten Kanzler-Talk mit F1 und F2 ab. Die beiden haben sich nichts geschenkt. Manche ihrer Antworten sind zwar bereits seit Herbst im Umlauf, aber die Fragen wurden von uns aktuell nachgestellt.

Sie gelten als einer der wichtigsten Architekten der EU. Was braucht diese Union derzeit dringend, um die Flüchtlingskrise zu meistern?

F1: Die Sozialdemokratie baut auf ein Türl mit Seitenteilen. Wir setzen auf eine technische Sicherheitsmaßnahme, die Österreich nicht einkastelt. Man darf Leute nicht raussperren.

F2: Einspruch! Ich bin für Plan B, für scharfe Kontrollen. Das Durchwinken durch dieses Türl des Willkommens darf nie mehr stattfinden. Der Grenzschutz muss sehr stark von Militär und Polizei gewährleistet werden.

Was sagt die Ihnen sehr vertraute deutsche Bundeskanzlerin dazu?

F2: Ich bin, bevor ich in Angelas Büro gehe, nicht ihrer Meinung, dass es nicht sein kann, dass irgendetwas geschlossen wird. Wir werden alle Routen schließen, die Balkanroute auch. Es gilt, Maßnahmen zu setzen, dass weniger Flüchtlinge kommen. All jene, die kein Recht auf Asyl haben, sollen rasch zurück in ihre Heimat gebracht werden. Sie müssen konsequent und strikt abgeschoben werden.

F1: Ich bin Angelas Meinung, dass wir, nachdem ich aus ihrem Büro herauskomme, bald wieder im Gleichklang sein werden. Es soll niemand sein Leben verlieren auf der Suche nach Schutz. Es gibt ein Menschenrecht auf Asyl, das wir wahren werden. Zu Angela habe ich gesagt: „Ich bin dir sehr dankbar, dass du bei dieser Entscheidung nicht zögerlich warst.“

E-Mails an: norbert.mayer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.03.2016)

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