Wienerisch-philharmonische Hollywood-Klänge

Zumindest im Funkhaus erinnern sich heimische Musiker an ihre Verbindungen zu André Previn, der 85 wird.

Vielseitiger ist kaum ein lebender Musiker: André Previn, der am kommenden Sonntag seinen 85.Geburtstag feiert, hat sich als philharmonischer Dirigent im Wiener Musikverein ebenso Lorbeeren verdient wie als Meister des Filmsoundtracks in Hollywood, als Komponist von Opern und symphonischer Musik wie als Klavierpartner von Jazzgrößen. Man kann ihn nicht einordnen.

Man konnte ihn wahrscheinlich nie einordnen, weil sich die musikalisch wirklich universelle Begabung bereits im Kindesalter zeigte: Nach einem privaten Klavierlehrgang im väterlichen Haushalt studierte Andreas Ludwig Priwin, wie er damals noch hieß, am Konservatorium in Berlin, das nach dem Umsturz im Frühjahr 1933 nicht mehr seinen traditionellen Namen „Stern'sches Konservatorium“ führen durfte, sondern ein Institut der „Reichshauptstadt“ geworden war.

Für die jüdisch-großbürgerliche Familie war bald das Leben in Berlin unmöglich. Man flüchtete nach Paris, wo der junge Musiker seine Studien weiterführte, die er zuletzt im amerikanischen Exil vervollständigte.

In Kalifornien wurden bald die musikalischen Freunde wichtiger für den künstlerischen Lebensweg als die Lehrer. Beim großen Pierre Monteux, damals Leiter des San Francisco Symphony Orchestra, nahm der junge Mann, der dann schon André Previn hieß, informell, aber effektiv Dirigierunterricht. Als Pianist war er ohnehin längst imstande, auch komplizierte Partituren prima vista in prächtig klingende Klaviermusik umzuwandeln. In Gegenbewegung dazu perfektionierte er die Kunst, orchestrale Klänge als Komponist wie als Orchesterleiter zu entfesseln. Wie er sich souverän im Jazzbereich bewegte, waltete er an den Schalthebeln des cineastischen Business. Vier Oscars heimste der Filmkomponist ein!

„Nebenbei“ stand er über Jahrzehnte am Pult der wichtigsten Orchester; seine Verbindung mit den Wiener Philharmonikern war fruchtbar, riss aber aus unerklärlichen Gründen in den Neunzigerjahren ab. Umso schöner, dass sich zwei Wiener Wegbegleiter im Rahmen der „Presse“-Reihe „Philharmonische Verführung“ am 3.April im Funkhaus (19 Uhr) an ihn erinnern: Peter Schmidl und Franz Bartolomey erzählen von ihren „Previniaden“; Matthias Bartolomey und Clemens Zeilinger spielen Previns Cellosonate – zwischendrin erklingt Beschwingt-Besinnliches...

E-Mails:wilhelm.sinkovicz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.03.2014)

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