Ein Etappensieg im langen Kampf um das Rundfunkorchester

Wiens RSO hat einen neuen Intendanten - und alle freuen sich darüber. Auch Chefdirigent Meister, dessen Vertrag bis 2018 verlängert wurde.

Wir können das RSO nur voranbringen, wenn wir alle vier an einem Strang ziehen.“ Also sprach Christoph Becher, frischgebackener Intendant des Symphonieorchesters des österreichischen Rundfunks, das im Kürzel ORF RSO heißt und als integraler Bestandteil des Kulturauftrags des öffentlich-rechtlichen Senders mittlerweile im Gesetz verankert ist.

„Alle vier“, das sind neben Becher die Herren Alexander Wrabetz, Karl Amon und Cornelius Meister. Jeder spielt seine Rolle. Der Herr Generaldirektor, der Herr Hörfunkdirektor und der Herr Chefdirigent. Und der Herr Intendant natürlich. Die Quadriga ist vor dem geistigen Auge des heimischen Kulturmenschen ein seltsamer Anblick.

Denn dass Cornelius Meister seine Arbeit gut macht, das weiß man mittlerweile. Sein Vertrag wurde denn auch bis 2018 verlängert. Dass Christoph Becher ein exzellenter Kenner des Metiers ist, weiß man auch seit seiner Tätigkeit im Wiener Konzerthaus. Er könnt als Intendant künstlerisch gewinnbringend agieren, wenn ihm die beiden anderen Wagenlenker entsprechend dabei helfen.

Dass die Hörfunkgewaltigen (noch in der Argentinierstraße) und die Rundfunkgranden auf dem von den Orchesteragenden in olympischen Fernen entrückten Küniglberg sich plötzlich als engagierte Freunde des RSO erweisen werden, ist nach allen bisherigen Erfahrungen freilich eine kühne Vision.

Bis dato gab es in der Chronik jenseits von programmatischen Verkündigungen wenig Greifbares diesbezüglich zu verzeichnen. Man kann sich erinnern, wie viel gar nicht sanfter Druck vonseiten der Öffentlichkeit – Harakiri-Aktionen des ehemaligen Chefdirigenten Bertrand de Billy inklusive – nötig war, um den Bestand des Orchesters überhaupt zu sichern!

So lang ist das nicht her und der Orchestertod schwingt seine Sichel in Europa ja weiterhin; dass das sogenannte Musikland Österreich ihm kein Schlachtfeld geboten hat, war jedenfalls nicht wirklich der ORF-Strategie geschuldet. Freuen wir uns also, dass mit der Bestellung Bechers zum Nachfolger Christian Scheibs keine Marionette, sondern ein ausgewiesener Fachmann gefunden wurde, und werten es als Zeichen, dass die Rundfunkgeneralität den Kulturauftrag plötzlich doch ernst nimmt – zumindest, was das Orchester betrifft, das man nicht loswerden konnte...

Chefdirigent Meister gab sich anlässlich der Vorstellung Bechers euphorisch: „Meine Dankbarkeit“, so sagte er, „lässt sich kaum in Worte fassen. Es ist wichtig, dass wir einen Kopf haben, der vor Ideen sprüht, aber auch erfahren in strukturellen und personellen Dingen ist.“ Vonseiten der wichtigsten Partner des Orchesters, Musikverein, Konzerthaus und Theater an der Wien, habe es für die Entscheidung „spontanen Beifall“ gegeben, so Meister weiter. Das Signal steht auf Grün.

E-Mails an:wilhelm.sinkovicz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2015)

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