Die Jungen singen für die Jüngsten und holen die Prominenz

Wild umfehdet war das Projekt Konzertsaal der Wiener Sängerknaben am Augartenspitz. Mittlerweile ist das MuTh ein beliebter Treffpunkt.

Dass Wien vielerorts als „Welthauptstadt der Musik“ bezeichnet wird, spiegelt sich zwar nicht in der Wertigkeit klassischer Musik und, ganz allgemein betrachtet, musischer Fächer in den Lehrplänen unserer Schule wider. Aber dessen ungeachtet blüht das Musikleben in der Stadt – und das nicht nur in den international bekannten Musentempeln, sondern auch in vielen kleinen und kleinsten Einheiten.

Manche Veranstalter schaffen es, sich aus einer solchen Position auch im „großen Konzert“ Gehör zu verschaffen. Das Ende 2012 eröffnete MuTh (die Abkürzung steht für Musik und Theater) gehört zu diesen wahrhaft Mutigen. Nach den heftigen Kämpfen, die um die Errichtung dieses Konzertsaals am Augartenspitz tobten, beweisen die Wiener Sängerknaben, deren Residenz das neue Kleinod ist, und Intendantin Elke Hesse, dass es etliche programmatische Nischen gibt, die in Wien noch zu besetzen sind und die Publikum anlocken.

248 Veranstaltungen mit insgesamt 52.500 Besuchern weist die Bilanz der vergangenen Saison aus, für heuer versprechen die Zahlen noch besser auszufallen – und das Programm für 2016/17 liegt seit vergangener Woche vor.

Dass bei einem von den Sängerknaben dominierten Spielplan die Kinder- und Jugendarbeit einen wichtigen Platz eingeräumt bekommt, versteht sich von selbst. Doch hat auch die Kammermusik – nicht zuletzt in aparten Besetzungen jenseits von Streichquartett oder Klaviertrio – im MuTh ihr Forum. Volkhard Steude, philharmonischer Konzertmeister, die Familie Bartolomey, Christian Altenburger oder Gottlieb Wallisch entwerften für das MuTh spezielle Programme, die von der Breite des klassischen Repertoires künden und das Interesse der Zuhörerschaft immer wieder auch auf Musik unserer Zeit (abseits des Mainstreams) lenken.

Die Hausherren selbst (längst singen übrigens bei den „Knaben“ auch Mädchen mit!) widmen sich mit „Hänsel und Gretel“, einem „Neuen Wiener Krippenspiel“ knapp vor Weihnachten) und einer Adaption von Joseph Haydns „Welt auf dem Monde“ auch szenischen Produktionen für Gleichaltrige. Sie führen uns mit einem speziell arrangierten „szenischen Konzert“ auch „in 80 Tagen um die Welt“ und erzählen uns dabei von ihren eigenen musikalischen Abenteuern. In Zusammenarbeit mit der Musikuniversität und der MUK-Privatuniversität (Konservatorium) holt man den musizierenden Nachwuchs ins Haus. Der trifft hier auf Prominenz nicht nur aus dem Musikbetrieb, sondern auch von den Wiener Schauspiel-Bühnen. Erika Pluhar gastiert im MuTh mit Klaus Trabitsch (22. März), Wolfram Berger mit Markus Schirmer (4. Oktober).

Das Haus ist auch groß genug, um einen eigenen Ball der Wiener Sängerknaben zu beherbergen, der am 27. Jänner 2017 stattfinden wird.

Schließlich stellen sich auch noch Preisträger vor, jene des Siebenten internationalen Joseph-Haydn-Wettbewerbs (2. März) ebenso wie jene von Prima la musica Wien (25. März). Vom 8. bis 10. Juli ist das Haus Schauplatz des internationalen Jugendmusikfestivals Summa Com Laude.

E-Mails an:wilhelm.sinkoicz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2016)

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