Im Sommer herrschen andere Gesetze - auch beim kultivierten Musikgenuss.
Sommerzeit, Sommerfrischezeit – da machen auch Klassikhörer gern Pause in Sachen hohepriesterlicher Etikette. Die Liveübertragung der Grafenegger Sommernachtsgala hat uns wieder einmal vor Auge und Ohr geführt, wie ritualisiert und engstirnig unser Musikbetrieb übers Jahr ist.
Man rümpft ja schnell die Nase, wenn Musik in Wunschkonzert-Häppchen serviert und fernsehtauglich arrangiert wird. Allein: Man muss sich vom optischen Vergnügen nicht täuschen lassen. Wenn eine Sängerin vom Format der Aida Garifullina durch die Sitzreihen im Wolkenturm spazierend Puccinis „Musette-Walzer“ singt, ist das auch akustisch die reine Wonne.