Warum nicht gleich Weinhäupl-Stiftung?

Peter Weinhäupl
Peter Weinhäupl(c) APA/ANDREAS PESSENLEHNER (ANDREAS PESSENLEHNER)
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Der kaufmännische Direktor des Leopold-Museums scheint gesteigerten Wert auf Familienbande zu legen.

Wird in der Innenpolitik gerade Monika Lindner faschiert, nur weil sie bei Werbeaufträgen am meisten ihrem Lebenspartner vertraute, wundert man sich über derlei in der Kultur schon lange nicht mehr. Zumindest unter Aufsicht der Leopold-Familienstiftung scheint man für derlei völliges Verständnis zu haben.

Peter Weinhäupl, kaufmännischer Direktor des Leopold-Museums, der durch die Gründung einer zweifelhaften Klimt-Stiftung gerade seinen künstlerischen Leiter Tobias Natter vergrault hat, schart gern seine Familie um sich. Nicht nur in der neuen Klimt-Stiftung, das sei schließlich seine Privatsache, meint er. Auch im Museum. Immer wieder wurde hier das Architekturbüro seiner zwei Brüder, „Sonderformat“, beschäftigt. Bei der Alfons-Walde-Ausstellung 2006, bei der er als „Projektorganisator“ aufgeführt wird. Bei der großen Olbrich-Ausstellung 2010, die er sogar mitkuratierte. Oder bei der Schmuckausstellung „Glanz einer Epoche“ 2011, bei der „Sonderbüro“ einen Vitrinenwald ins Museum setzten. Auch bei der Wien-um-1900-Dauerausstellung sollen seine Brüder mitgeholfen haben, auch hier war Weinhäupl „Kurator“. Was er übrigens auch beim neuen „Klimt-Zentrum“ am Attersee ist. Dem Betriebswirt, der auch ein „Teilstudium Kunstgeschichte“ im CV anführt, scheint ein wenig langweilig zu sein als kaufmännischer Leiter des Museums.

Was den Vorstand der Stiftung ebenfalls nicht irritiert zu haben scheint, interessant eigentlich. Im Gegenteil, die Doppelfunktionen als hausinterner Kurator zumindest scheinen unter das Lob „kostenbewusste Führung“ zu fallen, mit dem er bis 2016 verlängert wurde. Gestern Abend tagte dieser Vorstand darüber, was nach Natters Abgang zu geschehen habe. Und ob wirklich alle der Meinung des Vorstandsvorsitzenden Helmut Moser wären, dass die neue Klimt-Stiftung Weinhäupls mit seinem Job als kaufmännischem Direktor so gar nicht interferiere.

In dieser Stiftung sitzt neben Weinhäupls Lebensgefährtin übrigens noch ein Bruder (wie viele sind das eigentlich?). Dessen Qualifikation sozusagen aus den Genen zu bestehen scheint. Beruflich ist der Betriebswirt bei einer Versicherung beschäftigt, der AUVA. Zumindest in dieser Funktion hat er belegtermaßen schon einmal ein Museum von innen gesehen, traut man der AUVA-eigenen Zeitung: Das Leopold-Museum, über dessen „Entscheidung für die AUVAsicher“ man sich freue. Zuständiger Sicherheitsberater ist Hubert Weinhäupl. Reiner Zufall, sagt sein Bruder. Vielleicht. Trotzdem scheinen in Hochzeiten mehr Weinhäupls als Leopolds im Hause zu sein. Wenn das schon niemanden im Vorstand irritiert, sollte man die Stiftung vielleicht einfach umbenennen.

E-Mails an:almuth.spiegler@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.11.2013)

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