Und welche Ausstellung hat Ihr Leben verändert?

Ist es die Besucherquote, das tolle Vermittlungsprogramm oder das persönliche Interesse – was macht eine Ausstellung erfolgreich?

Eine der besten Ausstellungen, die ich in letzter Zeit gesehen habe“ – soll eine sonst nicht unbedingt für ihr Lob berühmte Wiener Museumsdirektorin geschwärmt haben. Und das ausgerechnet von einer kleinen Ausstellung in einer recht neuen Galerie im Wiener Neunten, wo man bisher nicht unbedingt die Perlen des Wiener Ausstellungslebens erwartet hat. Ist aber auch wirklich einer der interessanteren Ansätze, dem man bei „Viertel neun“ nachgegangen ist: Man zeigt den Wiener Aktionismus als Nährboden bis hinauf zur jüngsten Wiener Performance-Generation – Adolf Frohner, der so gern dicke Frauen verschnürt hat, stößt hier etwa auf Jakob Lena Knebl, der/die sich selbst als gemütliche „Fettecke“ inszeniert, Otto Muehls wild-naive Erotikmalerei auf Marianne Vlaschits' wild-naive Erotikmalerei. Ja, es ist Absicht, dass hier zumindest ein paar starke junge Künstlerinnen prominent vorkommen. Ja, es ist tatsächlich eine der besseren Ausstellungen, die man in Wien zuletzt sehen konnte (bis 12.3., Hahng. 14).

Ist sie deswegen auch eine erfolgreiche Ausstellung? Das werden Galerist, Zaungast, Sammler, Kritiker, Künstler wohl jeweils anders definieren. Gibt es überhaupt allgemein gültig Erfolgskriterien für Ausstellungen? Mit derlei schlage ich mich zurzeit herum – nächsten Donnerstag gibt es dazu im Kunstraum Niederösterreich eine Podiumsdiskussion (18 Uhr, Herrengasse 13). Was war denn Ihre erfolgreichste Ausstellung? Und warum?

Die, bei der Sie sich am längsten anstellen mussten? Monet im Oberen Belvedere? Tatsächlich? Derartiger Quotenfetischismus ist ziemlich „dated“, 1990er-Jahre, würde ich sagen. Heute muss man da nicht einmal mehr das Killerargument der erfolgreichsten Ausstellung ever schwingen – der „entarteter Kunst“ (rund zwei Millionen Besucher). Besucherzahlen allein sagen wenig über Erfolg aus.

Tobias Natter, ehemaliger Leopold-Museum-Direktor, der auch auf dem Podium sitzen wird, ist für eine meiner erfolgreichsten Ausstellungen verantwortlich: „Nackte Wahrheit“, 2005 in der Schirn Frankfurt. Sie eröffnete mir eine völlig neue Sicht auf die Wiener Kunstszene um 1900 inklusive ihrer Folgen bis zum Wiener Aktionismus. Derartige Aha-Erlebnisse sind allerdings Ausnahmen. Meist ist man schon froh, wenn die Rahmenbedingungen passen, die eine Ausstellung an einem bestimmten Ort erträglich machen: eine tiefere Bedeutung etwa, warum etwas wo gezeigt wird. (Warum etwa der amerikanische Schönwettermaler und mäßige Grafiker Eric Fischl in der Albertina zum Beispiel?) Hübsch auch, wenn die Ausstellung Bezüge zur museumseigenen Sammlung aufweist (Fabergé im KHM zum Beispiel). Weniger schön, wenn man sie trotzdem nicht miteinander verzahnt (Fabergé im KHM zum Beispiel).

So vieles muss zusammenkommen: künstlerische, gesellschaftliche, wissenschaftliche Relevanz, interessante Verortung, perfekte Aufbereitung, spannende Vermittlung und ja, letztendlich auch einfallsreiches Marketing. Ich wollte nie Künstlerin sein. Ausstellungsmacherin aber auch nicht.

E-Mails an:almuth.spiegler@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.02.2014)

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