Ist Herrn Amon das denn nicht peinlich?

Replik. „Die Presse“ bot das Forum für eine üble Polemik gegen den österreichischen P.E.N.-Club.

Da schreibt einer eine Polemik gegen den Österreichischen P.E.N.-Club, dessen Präsidenten und Vorstand (Michael Amon in der „Presse“ vom 20.9.). Er wirft ihnen Statutenbrechung, Menschenrechtsverletzungsignoranz vor, ja sogar Kooperation mit dem „Feind“ (China). Er sagt viel Wahres, Unwahres, vermischt mit Verleumdungen, Vermutungen, Unbewiesenem. Er tritt auf als großer Aufklärer und Moralist.

Der zuständige Redakteur verwechselt in einem Telefonat mit mir anscheinend diese vereinsinterne Kontroverse, aber nun öffentliche Agitation (mit welcher Zielsetzung? – Michael Amon ist ja P.E.N.-Vorstandsmitglied und Kassier des P.E.N.!), mit (unüberprüfter) Information. Auf meinen Einwand, dass hier Wahrheit nicht von Unwahrheit getrennt ist, Behauptungen und Verleumdungen als Tatsachen hingestellt werden und dass dies dem Ethos einer Qualitätszeitung widerspricht, antwortet mir der Redakteur, dass er als Journalist zu diesem Beitrag stehe (als wäre damit allem Genüge getan), weil der Herr Amon „damit wenigstens einen Wirbel“ in diesem „Sauhaufen“-P.E.N. gemacht habe! Mein Hinweis, dass eine solche Wortwahl nicht auf die notwendige Objektivität schließen lasse, wird wie ein paar störende Brösel vom Tisch (der Meinungsfreiheit) weggewischt.

Agitation statt Information

Ich kenne die Führungsprobleme des Österreichischen P.E.N.-Clubs seit Jahrzehnten sehr gut, denn ich war von 1980 bis 2010 selbst engagiertes Mitglied und habe 17 Jahre lang intensiv im Vorstand mitgearbeitet. Ich kenne diese „Präsidialdiktaturen“ (Amon) – Präsidialstrukturen sagt man in einer P.E.N.-adäquaten Diktion. Ich selbst habe jahrelang mit Kollegen dagegen (vergeblich) angekämpft. Ich bin 2010 unter Protest aus dem P.E.N.-Club wegen seiner uneinsichtigen, unfähigen „Führung“, die den Ö-P.E.N. schließlich in den Konkurs geführt hat, ausgetreten.

Aber es wäre mir nie eingefallen, als P.E.N.-Vorstandsmitglied interne Kontroversen an die Öffentlichkeit zu zerren, dies noch dazu unter dem fadenscheinigen Mäntelchen der Meinungsfreiheit, und Agitation als Information auszugeben. Denn so wird ein Forum der Meinungsfreiheit für Eigenzwecke missbraucht.

Mehr Schaden als Nutzen

Wohlgemerkt: Vieles in dem Artikel ist richtig und manches ist sicherlich auch aufzuklären. Aber so wie Herr Amon darf man keinesfalls vorgehen.

Darüber hinaus ist als Nachweis für moralische Integrität, auf die sich Herr Amon beruft, weil er sich ihr verpflichtet fühlt, der Hinweis darauf, dass man Kreisky-Preisträger ist, völlig irrelevant. Dass er auf seiner Homepage bei der Verleihung stolz neben dem Alt-Juso und Ex-Bundeskanzler Dr. Gusenbauer steht, ebenso. Inzwischen weiß man ja, für wen Dr. Gusenbauer als hoch bezahlter Lobbyist arbeitet, für welches diktatorische Regime. Stört das Herrn Amon nicht?

Ist ihm dieser Widerspruch zu seinem hohen Moralanspruch nicht peinlich? Darf ein solcher (sozialistischer?) P.E.N.-Funktionär anderen Kollegen pauschal Gesinnungslosigkeit und Menschenrechtsverletzungsignoranz vorwerfen? Nein, das darf er nicht! Mit dieser Agitation gegen den Österreichischen P.E.N.-Club haben sowohl der Herr Amon als auch „Die Presse“ dem Österreichischen P.E.N.-Club mehr geschadet als genützt.

Peter Paul Wiplinger ist Schriftsteller und künstlerischer Fotograf.

Meine – zugegebenermaßen zu deftig geratene – Wortwahl in dem angesprochenen Telefonat hängt damit zusammen, dass ich immer allergisch reagiere, wenn mich irgendjemand von außen in strengem Ton belehren will, welcher Artikel von welchem Autor auch immer nie auf der „Presse“-Debattenseite hätte erscheinen dürfen. Soviel ich weiß, ist das Zeitalter der Zensur in Österreich vorbei. Mir käme auch nicht in den Sinn, Herrn Wiplinger einzureden, welches Buch er niemals schreiben darf. b.b.

E-Mails an: debatte@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.09.2013)

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