Auf zum letzten Gefecht!

Karikatur: Peter Kufner www.peterkufner.com
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Ein neuer Job sichert Josef Cap sein altes Gehalt. Völker, hört die Signale: Der Ex-Klubobmann ist kein Sesselkleber.

Auf zum letzten Gefecht: Josef Cap wird auch als abgelöster SPÖ-Klubobmann keine Einbußen bei seinem Gehalt erleiden – damit er die Schmach nun länger duldet! Das hat er von der Unterrichtsministerin gelernt. Und von ihren üppig bezahlten Kulturberatern. Und von vielen, vielen anderen Parteifreunden und Koalitionsfreunden und Oppositionsfreunden, die aus reiner Notwehr mit dem Finger immer auf den nächsten Feindfreund zeigen.

Wie schnell wird aus deinem Feindfreund ein Freundfeind! Jaja, Dank ist keine politische Kategorie mehr! Cash ist eine politische Kategorie. Vermutlich die einzige. Cap wird weiter in etwa dieselbe Gage wie ein Fraktionschef bekommen.

Ein Nichts zu sein, das hat er nie ertragen, schon als Berufsjugendlicher nicht, geschweige denn als Berufspensionist. Aber, verehrte Verdammte dieser Erde, natürlich fordern wir dringend notwendige Sparbudgets bei allen anderen! Sie wissen ja, geschätzte Verdammte, die Konsolidierung, die Kosmopolitisierung, die Globalisierung, die Strukturbereinigung, der Sozialabbau, der Menschenabbau, die Humanressourcenverschrottung und die Blablaisierung – wichtig sind die schwarzen Zahlen, nicht die roten Menschen...

Merket auf, ihr Arbeitsleute, es rettete Cap kein höh'res Wesen, kein Gott, kein Kaiser, noch Tribun. Sich aus dem Elend zu erlösen, konnte er nur selber tun, steigend auf so wie Gestirne blieb er wie Gestirne oben. Und deswegen wartet im Renner-Institut nun eine neu geschaffene Stellung auf ihn, nämlich die eines bezahlten geschäftsführenden Präsidenten.

Vierzehntausendeurooper?

Zu seinem Tätigkeitsbereich gehört, Diskussionen zu koordinieren – das heißt, das Heer der Sklaven aufzuwecken und reinen Tisch mit dem Bedränger zu machen, damit das Recht wie Glut im Kraterherde mit Macht zum Durchbruch dringt.

Völker, hört die Signale, er ist kein Sesselkleber, er klebt viel lieber am Fauteuil. Was wurscht ist, denn wir sind die stärkste der Parteien, sodass ohne Weiteres inhaltliche Leere herrschen kann und sich unsere zur Seite geschobenen Müßiggänger einen Dreck drum scheren, dass wir auf die Fragen, die die Menschen bewegen, keine befriedigenden Antworten haben.

Der Rennerpräsident denkt sich sein Teil und lässt den Linzer Bürgermeister reden. Man kann halt in Zeiten wie diesen leider nicht für jeden Einzelnen der Vielzuvielen mit sicherer Hand neue Posten schaffen. Hauptsache, der Präsident schlägt im Fauteuil ein Bein über das andere und putzt sich seine Fingernägel: Dazu sind Präsidenten schließlich da! Die Ballade vom Wasserrad lesen und Wein trinken! Man will ja nicht werktätiger sein als die Werktätigen.

Wacht auf, Verdammte dieser Erde: Diese Welt ist seine. Gemeinsam mit seinem Abgeordneten-Salär kommt der die Schmach ertragende beiseitegeschobene Müßiggänger damit wieder auf knapp 14.000 Euro im Monat, damit sein Blut nicht der Raben sei, nicht der mächt'gen Geier Fraß.

14.000 Euro: Das ist nun wirklich einmal eine schwarze Zahl! Eine pechrabenschwarze Zahl! Nun scheint die Sonn' ohne Unterlass! Ob das Renner-Institut mich beauftragt, die Dreigroschenoper zu adaptieren unter dem Arbeitstitel: Vierzehntausendeurooper?

Egyd Gstättner (geb. 1962) studierte Germanistik und Philosophie. Er ist Schriftsteller und Essayist. Sein neuestes Buch: „Das Geisterschiff. Ein Künstlerroman“ (Picus).

E-Mails an:debatte@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.11.2013)

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