China, die USA und die globale Erwärmung

Das in Peking geschlossene Klimaschutzabkommen ist wahrhaft historisch.

Die USA und China sind die beiden größten Wirtschaftsmächte, die größten Energieverbraucher und die größten Verursacher von Treibhausgasen der Welt. Zusammen sind wir für etwa 40Prozent aller Emissionen verantwortlich. Jetzt müssen wir dieses Problem auch gemeinsam lösen, allein geht es nicht. Selbst wenn die USA ihre gesamten CO2-Emissionen auf null reduzierten, wäre das immer noch nicht genug, um der von China und dem Rest der Welt verursachten CO2-Belastung entgegenzuwirken.

Mit dieser Realität sehen wir uns konfrontiert. Deshalb ist es auch so wichtig, dass aus dieser bedeutenden Beziehung zweier Staaten eine so bedeutungsvolle Einigung im Kampf gegen den Klimawandel hervorgegangen ist.

Präsident Barack Obama und Präsident Xi Jinping haben gemeinsam Ziele zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes nach 2020 festgesteckt. Daher rufen wir gemeinsam andere Staaten auf, bald ihre eigenen ambitionierten Klimaziele zu präsentieren und traditionelle Differenzen zu überwinden, damit wir 2015 ein überzeugendes, globales Klimaschutzabkommen abschließen können.

Unser Abkommen kann den globalen Klimaverhandlungen neuen Schwung verleihen, die bald in Lima und 2015 in Paris fortgesetzt werden. Das Engagement der beiden Präsidenten, in ihren Ländern ehrgeizige Maßnahmen zu ergreifen und eng zu kooperieren, um Hindernisse auf dem Weg zur Klimakonferenz in Paris zu beseitigen, ist ein wichtiges Signal, dass wir uns auf einen globalen Klimavertrag einigen müssen.

Fahrplan für CO2-Reduzierung

Dies ist auch ein Meilenstein in den Beziehungen zwischen China und den USA. Ein Schritt, der nicht nur von unserer gemeinsamen Sorge über die Auswirkungen des Klimawandels getragen wurde, sondern auch von unserer Überzeugung, dass die beiden größten Wirtschaftsmächte, Energieverbraucher und CO2-Produzenten die Verantwortung haben, eine Führungsrolle zu übernehmen. Die Klimaziele selbst sind auch wichtig. Die USA planen, die Netto-CO2-Emissionen bis 2025 um 26 bis 28Prozent unter die Werte des Jahres 2005 zu reduzieren – eine Zielsetzung, die sowohl ehrgeizig als auch machbar ist. Der Fahrplan für die Reduzierung von CO2-Emissionen von 2020 bis 2025 wird ungefähr doppelt so schnell verlaufen wie im Vergleichszeitraum 2005 bis 2020.

Neuausrichtung der Wirtschaft

Ein Emissionsabbau von 80Prozent bis 2050 verlangt eine Neuausrichtung unserer Wirtschaft. Unser Klimaziel baut auf Präsident Obamas ambitionierter Vorgabe von 2009 auf, Emissionen bis 2020 um 17Prozent unter die Werte von 2005 abzubauen. Wir sind auf dem Weg, dieses Ziel zu erreichen.

Die chinesischen Klimaziele stellen auch eine wesentliche Verbesserung dar. Zum ersten Mal legte China mit 2030 ein Jahr fest, in dem der Höhepunkt seiner CO2-Emissionen erreicht sein soll – mit der gleichzeitigen Verpflichtung, den Emissionshöhepunkt schon früher erreichen zu wollen.

Selbstverständlich müssen wir alle verstärkt an der Entkarbonisierung der globalen Wirtschaft arbeiten. Aber in der Umweltdiplomatie genauso wie im Leben muss man am Anfang beginnen. Und dieser Durchbruch kennzeichnet einen Neubeginn. Zwei Nationen, die seit 20 Jahren entgegengesetzte Lager in den Klimaschutzverhandlungen angeführt haben, suchen jetzt den gemeinsamen Nenner. Sie sind dazu entschlossen, nachhaltige Fortschritte in dieser beispiellosen globalen Herausforderung zu erzielen. Wir sollten dafür sorgen, dass das der erste Schritt in Richtung einer Welt ist, die mehr Wohlstand und Sicherheit bietet.

John Kerry (*1943) war von 1984 bis 2013 Vertreter für Massachusetts im US-Senat und ist seit Februar 2013 US-Außenminister.

E-Mails an: debatte@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.11.2014)

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