Unis brauchen klare Spielregeln und langfristige Vorgaben

Die Sicht der Boku zur jetzigen Debatte über Effizienzsteigerung an den Universitäten.

Wer ist nicht gern effizient, und wer könnte einem Ruf nach mehr Effizienz (siehe dazu den Gastkommentar von Sektionschef Elmar Pichl vom 6.5.) etwas entgegenhalten? Eine verbesserte Kosten-Nutzen-Relation führt zur Steigerung von Wirksamkeit und Produktivität, aber auch zur Schonung der immer knapper werdenden Ressourcen. Das gilt natürlich auch für die österreichischen Universitäten – nur: Wo und wie und mit welchen Konsequenzen wäre hier eine weitere Steigerung der Effizienz möglich?

Im Zug der Vorbereitung zu den neuen Leistungsvereinbarungen 2016–2018 wurde den Universitäten jetzt eine Effizienzsteigerung von drei Prozent oder 300 Millionen Euro aufgetragen. Damit würden dann letztlich nicht nur die zusätzlichen 615 Millionen Euro in der kommenden Leistungsvereinbarungsperiode für Kostensteigerungen und neue Projekte zur Verfügung stehen, sondern weitere 300 Millionen aus den Effizienzmaßnahmen; zusammengerechnet also über 900 Millionen Euro.

Die Universität für Bodenkultur (Boku) hat seit 2003 ein enormes Wachstum hinter sich gebracht. Bis 2013 stiegen die Studierendenzahlen von etwa 4600 auf 12.000 (plus 160 Prozent), die Projektmittel und damit die extern finanzierte Forschung stiegen um 120 Prozent. Im gleichen Zeitraum erhöhte sich die Anzahl des aus Bundesmitteln finanzierten Personals nur um sieben Prozent, die Raumressourcen um nur 19 Prozent.

Große Anstrengungen

In einem Fünfjahresvergleich (2004–2008 versus 2009–2013) sind sowohl die Anzahl der Studierenden als auch das Volumen der Drittmittel um rund 51 Prozent, die Bundesmittel aber nur um 30 Prozent gestiegen. Gleichzeitig konnte sich die Boku in den relevanten Universitätsrankings signifikant verbessern. Nur die großen Anstrengungen der vergangenen Jahre gestatteten es, die Berufung von frei werdenden Professuren voranzutreiben und den Einsatz von zusätzlichem Lehrpersonal zu ermöglichen. Diese Anstrengungen erlaubten auch die Schaffung zusätzlicher Raumressourcen und die Mehrfachabhaltung von Lehrveranstaltungen – was letztlich ermöglichte, dass der Lehr- und Forschungsbetrieb bis dato nicht nur aufrechterhalten, sondern sogar weiterentwickelt werden konnte.

Zahl der Studierenden wächst

Allerdings war und ist dies nur durch das außergewöhnliche Engagement aller Universitätsbediensteten möglich. Das Verhältnis des Anstiegs der zu unterrichtenden Studierenden, der Anzahl der Absolventen und des Forschungsoutputs zu dem zur Verfügung stehenden Budget belegt eindrucksvoll, dass die Boku in den vergangenen Jahren Effizienzraten von weit über drei Prozent erbrachte.

Für die Zukunft sind die Prognosen eindeutig, erwarten wir doch weitere signifikante Steigerungen der Studierendenzahlen. Auch ein gemeinsam mit Arthur D. Little durchgeführtes Projekt zur Universitätsverwaltung zeigte, dass es in diesem Bereich kein Potenzial zur Effizienzsteigerung mehr gibt. Im Gegenteil: Zur Aufrechterhaltung des Betriebes wird mehr Personal nötig sein.

Wo soll noch gespart werden? Durch Auflassung von Studienprogrammen? Durch Nichtnachbesetzungen von Professuren? Durch Effizienzgewinne aus der Betriebsführung der Boku? Weitere Effizienzsteigerungen werden die Entwicklung der Boku kaum unterstützen und sind nur schwer umsetzbar. Klare Finanzierungsspielregeln, wie etwa die Studienplatzfinanzierung und ein längerfristiger Budgetpfad, sind die Ingredienzen für eine erfolgreiche Zukunft der österreichischen Universitäten.

Martin H. Gerzabek (* 1961 in Wien) ist seit 2009 Rektor der Universität für Bodenkultur Wien (Boku). Davor war er sechs Jahre lang Vizerektor für Forschung.

E-Mails an: debatte@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.05.2015)

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