Mehr Geld für die Unis als ein erster wichtiger Schritt

Gastkommentar. Gedeihen der Universitäten sollte das gemeinsame Interesse aller sein.

Mehr Budget ist eine Notwendigkeit, aber ebenso eine bewusstere Studienwahl und mehr Verbindlichkeit im Studium“, habe ich am 8. Juni in meinem Gastkommentar an dieser Stelle formuliert. Mit dem Nationalratsbeschluss vom Mittwoch ist der erste wichtige Schritt dazu gemacht worden.

Ich begrüße den Gesetzesbeschluss im Nationalrat, der den Universitäten ein deutlich höheres Budget für die nächste Leistungsvereinbarungsperiode garantiert. Auch die damit verbundenen Ziele, insbesondere die Verbesserung der Betreuungsrelationen in den Studien und die Investitionen in Mint-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik), sind wichtige Schwerpunktsetzungen.

Die Universität Wien hat bereits im Rahmen ihres Entwicklungsplans konkrete Maßnahmen zur Umsetzung dieser Ziele definiert und plant die Einrichtung von rund 50 neuen und thematisch innovativen Professuren. Die Fachbereiche der Universität können so etwa im Bereich Data Science, Machine Learning und Digitale Textwissenschaften erweitert werden.

Ausbau der Stärkefelder

Stärkefelder im Bereich Europa, Internationalisierung und Globalisierung – von den Rechts-, Wirtschafts- bis zu den Sozialwissenschaften – und im technologisch wichtigen Bereich der Quantenalgorithmen können ausbaut werden. Ebenso können neue universitätsübergreifende Fachbereiche etabliert werden, etwa im Gesundheitsbereich – wie ein gemeinsamer Lehrstuhl mit der Medizin-Uni Wien zu Computational Medicine an den Schnittstellen zwischen Mathematik, Informatik und Medizin sowie ein Mikrobiomzentrum.

Damit wird ein großer Schritt zur Sicherung der internationalen Konkurrenzfähigkeit in der Forschung, der auch unmittelbare Auswirkungen auf Studium und Lehre hat, gesetzt. Zahlreiche neu berufene Professorinnen und Professoren werden neue Akzente in Forschung und Studien bringen. Die Qualität des Studienangebots kommt bei den Studierenden dann an, wenn die quantitativen Betreuungsverhältnisse stimmen.

Entscheidend ist das Ziel

Das Gesetz beauftragt die Bundesregierung zu konkreten Umsetzungsschritten, zur „konkreten Planung der Kapazitäten unter Nutzung der österreichweit zur Verfügung stehenden Kapazitäten durch Lenkungsmaßnahmen, insbesondere durch Information, Anreizsysteme und Maßnahmen zur Erhöhung der Verbindlichkeit der Studienwahl“. Ob man das nun „Zugangsregelungen“ nennt, ist nicht entscheidend. Denn das Ziel, die Mittel effizient und im Interesse der Studien- und Forschungsqualität einzusetzen, ist entscheidend und in der Gesetzesformulierung erkennbar. Vielleicht sind die Positionen der Parteien ja gar nicht so weit auseinander, wie es in der Wahlkampfatmosphäre aussieht?

Die erfreuliche Sicherung des Universitätsbudgets erfolgte auf Grundlage des textlich mit Universitätsvertretern abgestimmten SPÖ-Vorschlags, eingebracht von den Grünen. Zu wünschen ist, dass – nachdem sich die momentane Aufregung gelegt hat – die beschlossene Sicherung des Budgets und die umfangreichen Vorarbeiten der ÖVP-Wissenschaftsminister zu den Rahmenbedingungen letzten Endes ineinanderfließen.

Unmöglich erscheint dies nicht. Und da das Gedeihen der österreichischen Universitäten über dem politischen Tagesstreit ein gemeinsames Interesse aller sein sollte, ist es auch notwendig. Daran hängt die Qualität der Ausbildung der nächsten Generationen ebenso wie die Innovationsfähigkeit des Standortes.

Heinz W. Engl (geboren 1953 in Linz) ist Universitätsprofessor für Industriemathematik und seit 2011 Rektor der Universität Wien.


E-Mails an:  debatte@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.06.2017)

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