Alles nur Faschisten? Über das Ende des Traums von Multikulti

Gastkommentar. Wiener Wahlergebnis erfordert massive Änderungen in der Zuwanderungspolitik.

Nun ist sie wieder unterwegs, die Antifatruppe, die jeden vierten Wiener zum ausländerfeindlichen Faschisten stempelt, weil die Strache-FPÖ 27Prozent der Stimmen bei der Wiener Wahl erreicht hat. Weiter von der Bevölkerung entfernt als die Politiker sind in Österreich offenbar nur noch manche Journalisten.

Wer sich nur zwischen seiner Wohnung in einem Bobo-Bezirk, dem Kaffeehaus und der Redaktion bewegt, kann natürlich nicht wissen, welche Probleme es im Zusammenleben zwischen Wienern mit und ohne Migrationshintergrund gibt. Wer in einem Türkenviertel in Favoriten lebt, musste es kommen sehen.

In diesem größten Wiener Bezirk mit mehr als 100.000 Stimmberechtigten erreichte Straches FPÖ satte 34,8 Prozent. Nur Simmering hat mit 37 Prozent mehr. Wenn man in Rechnung stellt, dass eingebürgerte Türken und Serben mehrheitlich SPÖ gewählt haben, dann müssen von den Wienern ohne Migrationshintergrund mehr als 40 Prozent FPÖ gewählt haben, das heißt, die FPÖ ist bei diesem Teil der Wiener Bevölkerung stärkste Partei, auch vor der SPÖ. Alles Faschisten?

Die Begegnung mit Türken und Migranten aus Ex-Jugoslawien bringt in der Regel eine Einschränkung der Lebensqualität. Wer in seinem Wohnhaus als Nachbar einen Türken bekommt, hat seine liebe Not. Die neuen Nachbarn haben viele Kinder, sind laut, halten sich an keine Hausregel, verunreinigen das Stiegenhaus.

Am Freitagabend kommen Verwandte auf Besuch, zehn oder zwölf Personen, und bleiben bis nach Mitternacht. An Schlaf ist da nicht mehr zu denken. Ersuchen um Ruhe werden nicht zur Kenntnis genommen. Alleinstehende Frauen wagen es gar nicht erst, anzuklopfen. Das hat der türkische Familienvater gleich klargemacht, von Frauen lässt er sich nichts sagen. Das gilt in der Regel auch für die Lehrerin in der Schule. Zu Sprechstunden kommt der Vater in der Regel sowieso nicht.

Zur Einschulung kommen Kinder von Migranten, die sich dem Unterricht verweigern. Mädchen geben einem Jungen nicht die Hand. Buben gebärden sich schon in der Volksschule als Machos. Sobald sie die Mehrheit in der Klasse stellen, werden die nicht migrantischen Kinder so terrorisiert, dass sich diese oft nicht mehr in den Pausenhof wagen. In vielen Volksschulen in Favoriten beträgt der Anteil von Kindern mit nicht deutscher Muttersprache bis zu 90 Prozent. Wer kann, gibt sein Kind in eine andere Schule. Wer keine Möglichkeiten hat, auszuweichen, rächt sich spätestens in der Wahlzelle. Alles Faschisten?

„Schleich dich, Alte!“

Noch schlimmer ist die Situation in der Hauptschule. Dort sind nicht nur die wenigen österreichischen Schüler, sondern auch Lehrer Pöbeleien ausgesetzt. Buben werden in türkischen, zum Teil auch in Familien aus Ex-Jugoslawien nach dem Prinzip erzogen: stark, tapfer, kampfesmutig. Als Autorität wird außer dem Vater niemand akzeptiert.

Mit dieser Einstellung haben die jungen Burschen nach Abschluss der Hauptschule, den die meisten mit Mühe schaffen, ein großes Problem als Lehrling. Einem türkischen Mann verbietet es seine Ehre, sich von einem Familienfremden etwas sagen zu lassen. Also brechen die meisten die Lehre ab und übersiedeln in den Park, wo sie im Käfig dem Fußball nachjagen. Auch der Park außerhalb des Käfigs wird als ihre Domäne betrachtet. Ältere Frauen, die sich beschweren, werden rüde weggejagt: „Das ist jetzt unser Platz, schleich dich, Alte.“ Die Frau geht weinend nach Hause und rächt sich in der Wahlzelle. Alles Faschisten?

Wenn der Wiener Bürgermeister in seiner grenzenlosen Jovialität vor Kurzem meinte, er werde türkische Jugendliche bei schlechtem Benehmen bei den Ohren nehmen, dann zeigt sich, dass er keine Ahnung hat. Das Machotum der türkischen Männer ist kulturell angelegt. Necla Kelek, streitbare Deutschtürkin, hat das in ihren Büchern beschrieben. Im Alter von zwölf, 13Jahren werden türkische Buben einer Beschneidung unterzogen. Ohne Betäubung wird den Buben die Vorhaut des Penis entfernt. Während dieser äußerst schmerzhaften Prozedur wird der Bub von vier Männern festgehalten. Die Mannwerdung unter Schmerzen macht den türkischen Mann stark, nun kann ihm niemand mehr etwas befehlen.

Diese Haltung macht junge Türken oft auch unfähig, sich in eine Arbeitsordnung einzufügen. Die Folge ist Arbeitslosigkeit. Jene, die hier sind, um angeblich unsere Renten zu sichern, fallen ins Sozialnetz, bevor sie noch etwas dazu beigetragen haben.

Das Verhalten von Migranten-Jugendlichen im öffentlichen Raum macht vielen, vor allem älteren Wienern Angst. Die Ehrfurcht vor Älteren gilt offenbar nur in der Familie. Auf dem Gehsteig weichen die testosterongestählten Jugendlichen prinzipiell nicht aus. In der Straßenbahn bleiben sie sitzen, selbst wenn Gehbehinderte einsteigen.

Wer nicht arbeitet und trotzdem allen Verlockungen unserer Konsumgesellschaft nachkommen will, braucht Geld. Wenn der Versuch in der Spielhalle nichts bringt, wird jemand überfallen.

Sogar manche Grüne haben begriffen, dass der unbeschränkte Zuzug nicht mehr akzeptabel ist. Er sollte auf Familienzusammenführung beschränkt werden. Da taucht das grundsätzliche Problem auf, dass Türken unter Familie etwas anderes verstehen als Österreicher. Bei Türken gehören zur Familie außer der Ehefrau noch die Eltern, Großeltern, Geschwister, Cousins. Aber selbst wenn es auf Ehefrauen beschränkt würde, bleibt das ein Problem.

Muttersprachlicher Unterricht?

Für junge Türken werden sehr oft Ehen mit Mädchen aus der Türkei „arrangiert“, meist Zwangsehen. Diese Mädchen stammen aus anatolischen Dörfern, sind fast Analphabeten, können kein Wort Deutsch und sind zur Unterordnung dem Mann gegenüber erzogen. Sie werden zu Hause eingesperrt und dazu verurteilt, viele Kinder zu bekommen.

Warum ist das Erlernen der deutschen Sprache für Türken, zum Teil auch für Serben und andere Völker aus Ex-Jugoslawien, so schwer? Dass diese Menschen aus bildungsfernen Schichten stammen, ist ein Euphemismus. Die meisten haben überhaupt keine Bildung. Serben, die vor 20 Jahren gekommen sind, haben kaum mehr als fünf Klassen der Grundschule besucht. Schreiben können sie nur in kyrillischen Blockbuchstaben. Türken aus den Dörfern kommen oft nicht einmal auf fünf Jahre Schulunterricht. Noch schlechter sind die Voraussetzungen für die Kurden, die in der Türkei aufwachsen. Sie sprechen zu Hause nur Kurdisch, das sie aber nie zu schreiben lernen. Kommen sie in die Schule, werden sie in Türkisch unterrichtet, das sie wie eine Fremdsprache erleben.

Dass das Erlernen von Deutsch mit diesen Voraussetzungen schwerfällt, liegt auf der Hand. Unter diesen Umständen ist auch die Forderung nach muttersprachlichem Unterricht nicht zielführend. Es kann ja nicht Aufgabe unseres Schulsystems sein, jemandem die Muttersprache beizubringen, die er im Herkunftsland nie richtig gelernt hat.

Nach diesem für Regierungsparteien, aber auch für die Grünen, desaströsen Wahlergebnis in Wien kann man in der Ausländerfrage nicht so weiter tun wie bisher. Man muss auch Dinge offen aussprechen, die bisher im Sinn der Political Correctness verpönt waren:

•Der Zuzug von offensichtlich nicht integrierbaren Menschen aus bestimmten Ländern muss gestoppt werden. Dabei geht es vor allem um Menschen aus islamischen Ländern, deren mittelalterliche Wertvorstellungen mit unserem Wertesystem nicht kompatibel sind. Analphabeten dürfen ebenfalls nicht kommen.

•Familienzusammenführung ist auf Ehepartner zu beschränken, die mindestens 18Jahre alt sind und vor der Einreise Deutsch können müssen. (Seit Einführung dieser Bestimmung in Deutschland ist die Zahl der Importbräute stark zurückgegangen.)

•Zur besseren Integration der schon hier befindlichen Migranten muss bei den Kindern früher angesetzt werden als bisher. Die Kinder müssen von der fehlenden Bildungskompetenz der Eltern abgekoppelt werden. Daher: Für alle Kinder ab drei Jahren verpflichtenden Kindergartenbesuch und dann Ganztagesschule. Wer sein Kind nicht schickt, verliert soziale Leistungen. Finanziert werden kann das Ganze durch eine Abschaffung oder starke Reduzierung des Kindergeldes.

•Die karitativen Organisationen müssen sich die Frage stellen, ob sie mit ihrer Politik des Tricksens und Täuschens in der Asylfrage nicht zum Erfolg Straches beitragen. Spendengelder sollten eher zur Hilfe vor Ort verwendet werden als für die Finanzierung von Rechtsberatern, die die Behörden an der Nase herumführen.

Die Bundesregierung muss handeln und sich von allen Multikulti-Träumen verabschieden. Ein Staatssekretariat für Integration mag hilfreich sein, wenn aber sonst nichts geschieht, wird Strache beim nächsten Mal Wiener Bürgermeister. Oder Bundeskanzler.


E-Mails an:debatte@diepresse.com

Zur Person

Ulrich Brunner (*12.7.1938 in Wien) begann seine Journalisten-Karriere beim SPÖ-Organ „Arbeiterzeitung“. Er wechselte 1975 zum ORF und war dort 23 Jahre in verschiedenen Funktionen tätig. Legendär wurde er aber auch wegen einer Maßregelung, die ihm durch Bundeskanzler Bruno Kreisky 1981 widerfuhr: „Lernen S' a bisserl Geschichte, Herr Reporter.“ Brunner lebt als Pensionist in Favoriten. [Archiv]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.10.2010)

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