ISTA-Finanzierung: Vorbildlich

Die 1,4-Milliarden-Euro-Zusage an das „Institute of Science and Technology Austria“ ist wichtig für erfolgreiche Rekrutierungsstrategie.

Das löste einigen Wirbel in der akademischen Szene aus: Wissenschafts- und Finanzministerium sowie das Land Niederösterreich einigten sich mit dem Institute of Science and Technology Austria – dem ISTA in Gugging bei Klosterneuburg – auf eine langfristige vertragliche Finanzierungszusage.

Von 2016 bis 2026 erhält das ISTA vom Bund jährlich 99 Millionen Euro – vorausgesetzt, die wissenschaftliche Performance und die Einwerbung von Drittmitteln gelingen wie bisher; zusammen mit den Mitteln des Landes ergibt sich eine kumulierte Summe von fast 1,4 Milliarden Euro.

War die Einigung zu diesem Zeitpunkt notwendig? Ja, sie war dringlich. Der jetzige Vertrag läuft bis 2016. Das ISTA ist erst im Aufbau; von derzeit 22 soll die Zahl der Professoren auf rund 100 anwachsen. Wenn jetzt neuen Forschern ein Anstellungsangebot gemacht wird, fragt sie oder er: Und was wird in vier oder fünf Jahren sein? Muss ich dann, vielleicht mitten in einem interessanten Laborexperiment, die Koffer packen?

Daher hat Helga Nowotny, die Präsidentin des European Research Council (ERC), recht, wenn sie sagt: Für die Nachhaltigkeit seiner erfolgreichen Rekrutierungsstrategie benötigt das ISTA eine langfristige Finanzierungsgarantie.

Hätte nicht auch 2021 als Horizont gereicht? Im Augenblick vermutlich ja. Aber dann hätte man spätestens 2016 wieder verhandeln müssen. Und wir reden hier nicht nur von der Planbarkeit von Personalkosten, sondern auch vom Aufbau langfristiger Infrastruktur für naturwissenschaftliche Forschung: Gebäude, Labors usw.

Internationale Erfolge

Ist es richtig, dass die Finanzierungszusage für das ISTA ohne echte Evaluierung erfolgt ist, wie ein Kritiker seitens der Akademie der Wissenschaften meinte? Nein. 2011 wurde das ISTA von internationalen Gutachtern evaluiert, mit einem glänzenden Ergebnis. Gewürdigt wurde unter anderem, dass in der kurzen Zeit seit Gründung des ISTA nicht weniger als acht ERC-Grants in internationalen Wettbewerben nach Gugging geholt werden konnten – und das bei einem vorläufig bescheidenen Personalstand.

Die Einwerbung solcher kompetitiver Drittmittel bringt nicht nur eine willkommene Aufstockung des Forschungsbudgets, sondern ist auch Bedingung für die Basisfinanzierung seitens des Bundes. Moniert wurde seitens der Gutachter, dass eine Vertragsverlängerung für die Rekrutierungsplanung nun schon dringlich sei.

Hätten andere Forschungsinstitutionen auch gern eine derart langfristige Planungssicherheit? Ja, natürlich. Universitäten und ÖAW müssen alle drei Jahre mit dem Wissenschaftsministerium Finanzen und Leistungen vereinbaren; gerade wird über die Periode 2013 bis 2015 verhandelt. Viele außeruniversitäre Institute können selbst davon nur träumen, weil sie über keine vertragliche Absicherung verfügen und jährlich mit dem Bund oder anderen Sponsoren um ihr Budget feilschen müssen.

Unter solchen Bedingungen sind die Arbeitsverhältnisse prekär, Spitzenleistungen kann man auf Dauer kaum erwarten. Das können aber keine Argumente gegen die vorbildliche Vereinbarung mit dem ISTA sein; vielmehr sind es Argumente gegen die Kurzatmigkeit von Finanzierungszusagen und die chronische Unterdotierung von Forschung in Österreich.

Alexander Van der Bellen ist Beauftragter der Stadt Wien für Universitäten und Forschung.


E-Mails an: debatte@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.02.2012)

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