Die kämpferische EU-Kritikerin

Ulrike Lunacek ist grüne Spitzenkandidatin bei der EU-Wahl. Die bekennende Homosexuelle wird den grünen EU-Kurs verändern.

Ulrike Lunacek wird nicht müde, es zu betonen: Sie wolle zwar den EU-Kritikern eine Stimme geben. EU-Kritik sei aber keinesfalls mit EU-Skepsis gleichzusetzen. Trotzdem bedeutet Lunaceks Kür zur Spitzenkandidatin bei der EU-Wahl eine Änderung im grünen Kurs: Die Zeiten des Pro-EU-Politikers Johannes Voggenhuber sind vorbei.

Erwartet wird, dass sich Lunacek auch im EU-Parlament kämpferisch zeigen wird. Kampfgeist legt sie bereits seit Jahren an den Tag, wenn es um die Rechte Homosexueller geht. Im letzten Nationalratswahlkampf verschenkte sie sogar als spezielles Wahlgeschenk das Produkt „Oralsafe“, das Lesben bei Oral-Genital-Kontakten schützt.

Lunacek nur auf ihren Einsatz für Homosexuelle zu reduzieren, wäre aber ein grober Fehler. So verfügt die Tochter des Generaldirektors einer Raiffeisen-Warenzentrale über breite internationale Erfahrung: Nach ihrem Dolmetschstudium für Englisch und Spanisch an der Uni Innsbruck zog es die gebürtige Kremserin wiederholt zu Reisen nach Südamerika. 1994 delegierte der Österreichische Informationsdienst Lunacek zur UN-Konferenz für Bevölkerung und Entwicklung nach Kairo. 1995 koordinierte sie die Pressearbeit der NGO-Organisationen zur UN-Weltfrauenkonferenz in Peking. Im selben Jahr kandidierte sie erstmals (erfolglos) für den Nationalrat. Dafür wurde sie ein Jahr später grüne Bundesgeschäftsführerin, 1999 gelang auch der Sprung ins Parlament: Dort fungierte sie zuletzt als außenpolitische und Gleichstellungssprecherin der Grünen. aich

ZUR PERSON
Name: Ulrike Lunacek

Geboren am: 26. Mai 1957 in Krems

Tätigkeit: Spitzenkandidatin der Grünen bei der EU-Wahl am 7. Juni. [Fabry]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.01.2009)

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