Dieter Egger, FPÖ-Chef im Ländle, steht nicht länger im Ruf, ohne Ecken und Kanten zu sein.
Mit Selbst- und Fremdbild ist das halt immer so eine Sache: In alter Tradition der Vorarlberger FPÖ sei auch er liberaler als die Bundespartei, sagt Landesrat Dieter Egger über sich. Nur, dass er diese Weltoffenheit dann bisweilen selbst konterkariert. Am Freitag etwa, beim Wahlkampfauftakt der FPÖ, ließ deren Obmann nicht ungesühnt, dass sich der Chef des Jüdischen Museums Hohenems, Hanno Loewy, über die freiheitlichen Plakate echauffiert hatte. Den „Exil-Juden aus Amerika“ gehe die Innenpolitik nämlich nichts an, polterte er.
Es passt ins Bild (wenn auch nicht ins liberale Selbstbild), dass Egger im Wahlkampf einen Einbürgerungsstopp für Türken fordert und „Deutsch ist Pflicht“ plakatieren lässt. Wo genau die Trennlinie zur Bundespartei eigentlich ist, die Egger immer wieder gezogen haben will, erschließt sich dem freien Auge jedenfalls nicht.
Seinen Ruf, glatt und wenig kantig zu sein, dürfte der Hohenemser mit diesen Exponaten abgelegt haben. Es brauchte offenbar seine Zeit: 2003 folgte er Hubert Gorbach als Parteiobmann und Landesstatthalter nach. Ein Jahr später musste er mit ansehen, wie die FPÖ bei der Landtagswahl halbiert wurde – auch wenn das dem Zustand der Bundespartei geschuldet war. Doch der Unternehmer gab nicht auf, erneuerte die Partei und durfte sich nebenher als Landesrat in einer Quasi-Alleinregierung der ÖVP profilieren. Seinen Parteifreunden gefiel der Dauerspagat zwischen Regieren und Opponieren: 2008 wurde Egger mit 94,95 Prozent bestätigt.
Bei der Landtagswahl am 20. September will der Familienvater (ein Sohn) nun „den schwarzen Bären erlegen“, also die Absolute der ÖVP brechen. Und dafür, so scheint es, ist ihm jedes Mittel recht. pri
ZUR PERSON
Name: Dieter Egger
Geboren am: 13. Jänner 1969
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.08.2009)