Ein Ex-Militär regiert das Hochland

Peking setzt weiter auf die Entwicklung Tibets, wo jüngste Personalrochaden einen noch härteren politischen Kurs andeuten könnten.

Tibet steht derzeit im Fokus der chinesischen Innenpolitik. Letzte Woche befasste sich das Politbüro der chinesischen KP mit Parteichef Hu Jintao an der Spitze in Peking mit Entwicklungsstrategien für das Hochland, dessen einheimische Bevölkerung in Abständen gegen die Han-chinesische Dominanz revoltiert. Auch 2010 wird wie 2009 wieder ein wirtschaftliches Wachstum in Tibet von zwölf Prozent angepeilt, vier Prozent mehr als im Landesdurchschnitt. Eines der neuen Entwicklungsprojekte ist der Bau des höchstgelegenen Flughafens der Welt in Naqu, 4436 Meter über dem Meeresspiegel.

Diese Woche endete der Kongress der tibetischen Regionalregierung in Lhasa mit der Bekanntgabe umfangreicher Personalrochaden. Der bisherige Gouverneur Qiangba Puncog gab seinen Rücktritt bekannt (wie immer erfuhr man nicht, warum eigentlich); ihm folgt als neuer Vorsitzender der Regionalregierung Padma Choling, bereits seit 2003 Vizegouverneur des Hochlandes.

Padma Choling ist wie sein Vorgänger ein gebürtiger Tibeter, interessant aber ist sein professioneller Hintergrund: Er war 17 Jahre lang Offizier in der Volksbefreiungsarmee. Das lässt Tibet-Beobachter rätseln, ob diese Personalentscheidung eine „Militarisierung“ der Regionalpolitik und damit ein weiteres Anziehen der Repressionsschraube bedeuten könnte. Schließlich hat auch Zhang Qingli einen militärischen Hintergrund. Und der ist als KP-Chef von Tibet der eigentlich starke Mann des Hochlandes. b. b.

ZUR PERSON
Name: Padma Choling

Geboren: 1951 in Dengqen (Qamdo)

Karriere: Offizier der Volksbefreiungsarmee von 1969 bis 1986, danach Aufstieg in der Regionalregierung von Tibet [Reuters]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.01.2010)

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