Wem schadet das Embargo?

Ausgerechnet Griechenland, Italien und Spanien waren die Hauptölkunden des Iran.

Sanktionen, Embargos, Strafzölle und Handelsschranken sind aus wirtschaftlicher Sicht eine schlechte Idee. Und zwar immer und ohne Ausnahme, selbst wenn sie zum „Schutz“ der eigenen Wirtschaft erlassen werden. Das wissen die Embargoverhänger des Westens freilich – im Fall des Iran sind die negativen Konsequenzen sogar beabsichtigt. Das Regime soll unter Druck gesetzt werden, um die Gefahr einer iranischen Atombombe zu bannen. Das ist die politische Motivation hinter den Sanktionen der EU, die heute in Kraft treten.

Es gibt aber eine Frage, die schleunigst zu beantworten ist: Wen trifft dieses Embargo mehr? Das iranische Regime, das sechs Monate Vorbereitungszeit hatte und mit China, Japan und Indien Kunden hat, die schon mal pures Gold für iranisches Öl bieten (um die Dollar-Sanktionen zu umgehen, was bald nicht mehr notwendig sein wird, weil sie von den USA eine Ausnahmeregelung bekommen).

Oder trifft das Embargo gar vor allem Griechenland, Spanien und Italien – die europäischen Hauptimporteure iranischen Öls? Immerhin mussten die EU-Partner beim Beschluss der Sanktionen den Griechen sogar garantieren, dass sie weiterhin Öl bekommen. Woher auch immer. Und ein EU-Ölrettungsschirm für Athen ist wohl das Letzte, was Europa gerade braucht.

nikolaus.jilch@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.07.2012)

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