Deutsche Ökonomen rufen den Staat dazu auf, doch mal bei Vermögenden anzuklopfen.
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung ist nicht gerade eine verblendete Quatschbude, die nicht weiter ernst zu nehmen wäre. Gut, einige Ökonomen des Hauses lassen offen Sympathien für gewerkschaftliche Anliegen erkennen, weshalb die Analysen des größten Konjunkturforschungsinstitutes Deutschlands auch schon mal nach links abdriften. Aber alles in allem ist das DIW eine durchaus seriöse Institution.
Umso bemerkenswerter ist deshalb auch deren Vorschlag, den verschuldeten Staatshaushalt über Wege finanzierbar zu halten, die man sonst nur aus dem Kriegsrecht oder der DDR kennt: Vermögende sollten gezwungen werden, dem Staat Geld zu leihen. Wer mehr als 250.000 Euro besitzt, müsse laut DIW-Plan verpflichtend Staatsanleihen ankaufen. Das Schöne daran: Das DIW hält es für möglich, dass das (zwangs)verliehene Geld verzinst und in Ausnahmefällen sogar zurückgezahlt wird. Wer hätte das gedacht?
Das Modell ist freilich ausbaubar. Nehmen wir doch den Gestopften die Autoschlüssel ab! Können sich ja jederzeit ein neues Fahrzeug kaufen. Und braucht es wirklich eine riesige Villa? Wenn es den von verantwortungslosen Politikergesellen heruntergewirtschafteten Staaten schlecht geht, müsste es doch eine Genossenschaftswohnung auch tun. Wissen wir doch alle: Besitz belastet.
Wer das alles nun für polemisch halten sollte, irrt. Ist das Eigentumsrecht vom Staat einmal gebrochen, ist niemand mehr sicher. Und wie ernst die Staatsschuldenkrise bereits ist, zeigt ja nicht zuletzt der Aufruf des DIW, Bürger zu enteignen.
franz.schellhorn@diepresse.com
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.07.2012)