Es ist noch Leben in Ihrer Zeitung

Die deutschsprachige Printbranche sucht nach Rettungsankern. Mit weniger Verzweiflung und mehr Mut wäre gut.

Der eine oder andere wird die Nase rümpfen. Muss der Blick in die Zukunft der Printbranche immer bei der Schwarzmalerei enden?, hören wir Sie fragen. Das haben wir zuerst auch gedacht, aber dann doch befunden: Auch in schwierigen Zeiten muss man sich von Zeit zu Zeit seinem Angstgegner – in unserem Fall: dem Untergang – stellen. Daher haben wir Terence Lennox gebeten, uns zu erklären, wieso er nicht müde wird, auf der Onlineseite der Konkurrenz sein Mantra „Print ist tot“ zu posten – und was er damit eigentlich meint.

Er hat das Angebot angenommen und uns mit seinem Text eine Erkenntnis beschert: Wenn mehr Platz als ein paar Zeilen in einem Onlineforum bleiben, bekommt der apodiktische Stehsatz plötzlich die Chance auf ein ergänzendes „Wenn nicht“ oder ein „Aber“. Es ist also nicht alles dem Untergang geweiht, was aus Buchstaben auf gedrucktem Papier besteht. Auch Terence Lennox glaubt das nicht.

Beunruhigender ist da schon, dass die Branche, die täglich Missstände in Politik und Wirtschaft aufdeckt und kritisiert, bei ihren eigenen Belangen so schwerfällig und ratlos ist. Sie taumelt, betroffen von sinkenden Auflagen- und Anzeigenzahlen, und sucht nach alternativen Einnahmequellen im digitalen Zeitalter. Obwohl angloamerikanische Medien-Scouts seit Jahren raten, mutig neue Dinge auszuprobieren, selbst wenn die Gefahr des Scheiterns besteht, treten Vertreter der deutschsprachigen Verlage nervös auf der Stelle. Die deutschen Großverlage sehen im Leistungsschutzrecht, das ihnen die Bundesregierung nun einräumen will, einen Rettungsanker. Doch es wird sich zeigen, ob mächtige Suchmaschinenbetreiber wie Google bereit sind, für jeden von ihnen zitierten Text ein paar Cent an die Verlage abzugeben. Sie können ohne Weiteres auf die Zeitungsinhalte verzichten.

Anstatt zu jammern und dem Mitbewerb im WWW den Erfolg madigzumachen sollten Verlage, aber ihre Journalisten, darüber nachdenken, wie sie neue Geschäftsfelder und Leserkreise erobern. Tun statt grübeln heißt eine Devise. Pessimistische Prophezeiungen ernst nehmen, sich davon aber nicht lähmen lassen, eine andere.

E-Mails an: anna-maria.wallner@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.08.2012)

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