Die geplante Geldentwertung

Jetzt scheint festzustehen, wer die Krise bezahlen wird: die vielen kleinen Sparer mit ihren Notgroschen.

Die neuen Chefs der während der Finanz-Tollheiten der vergangenen Dekade ein wenig ins Gerede gekommenen Deutschen Bank haben bei ihrem Amtsantritt einen Kurswechsel und mehr Ehrlichkeit gelobt. Und sie sind schon dabei, ihr Versprechen einzulösen: Ihre Ansage, dass am „Weginflationieren“ der Staatsschulden kein Weg vorbeiführt und dass das eben der Preis für die Eurorettung sei, ist erfrischend ehrlich im Chor der vielen Beschwichtigungshofräte, die uns einreden wollen, dass man ohne Konsequenzen unbegrenzt Geld schöpfen und die losgelassene Geldschwemme durch „Zurückholen“ wieder „sterilisieren“ könne, ohne Inflation auszulösen.

Es ist einfach ein Faktum: Die Regierungen der Eurozone haben sich entschlossen, die Schulden per Inflation zu beseitigen, weil es der unauffälligste Weg ist. Im Gegensatz zu Zwangsanleihen, Währungsreformen und was es sonst noch für hässliche Möglichkeiten zur Sparerenteignung gibt, regt das am am wenigstens auf. Ein Tausender auf dem Konto ist nach ein paar Jahren ja noch immer ein Tausender – wenn auch nur optisch, weil die Kaufkraft dahin ist. Und Lohnerhöhungen sind optisch noch immer Lohnerhöhungen, auch wenn real ein Minus dabei herausschaut. Man hat während der Inflationsschübe in den Siebziger- und frühen Achtzigerjahren sehr schön gesehen, wie das funktioniert.

Damit steht aber auch fest, wer die Krise bezahlen wird: die vielen kleinen „Mittelständler“, die sich ein paar Euro auf die Seite gelegt haben. Die aber weder über die Mittel noch über das Finanzwissen verfügen, ihren Spargroschen effektiv vor der Inflation zu schützen. Sparen auf dem „Büchel“, dem Lieblingsinstrument heimischer Kleinanleger, ist in den kommenden zehn Jahren jedenfalls keine brillante Idee.

Im Übrigen können wir nur noch hoffen, dass die offenbar geplante kontrollierte Inflationierung funktioniert. Denn solche Versuche sind in der Geschichte auch schon danebengegangen.

E-Mails an: josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.09.2012)

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