Teures Wiener Paradies

Das Pensionssystem der Gemeinde Wien ist ein guter Weg, Pleite zu machen.

KOMMENTARDie Wiener Stadtwerke werden heuer fast eine Milliarde Verlust machen. Unter anderem wegen einer Aufstockung der Pensionsrückstellungen um 750 Mio. Euro. Die Wiener Stadtwerke sind zwar von der Gemeinde Wien ausgegliedert worden, haben aber die Pensionsverpflichtungen für 7400 Mitarbeiter samt dem Privilegiertenpensionssystem der Gemeinde übernehmen müssen. 40 Prozent ihrer Mitarbeiter sind nämlich weiterhin Beamte.

Klingt harmlos, aber wenn man hinter die Kulissen blickt, könnte man leicht einen roten Kopf bekommen. Also: Die 7400 „Mitarbeiter“, von denen die Rede ist, teilen sich auf 2700 Aktive und 4700 Pensionisten auf. Ein tolles Verhältnis: Um dieses System selbsttragend zu machen, müsste jeder der aktiven Mitarbeiter 4200 Euro Pensionsbeitrag bezahlen. Pro Monat.

Das Missverhältnis ist deshalb so groß, weil sich die beamteten Stadtwerker, wie bei der Gemeinde Wien üblich, im Schnitt mit 57 in die Pension vertschüssen. Unter anderem weil Umschulungen auf dienstrechtliche Hindernisse stoßen. Im politisch unkorrekten Klartext: Wen es nicht mehr freut, der stellt sich blöd an, verweigert unter Hinweis aufs Dienstrecht anderwärtigen Einsatz und geht in den „Ruhestand“.

Wenn Ihnen jetzt ein „Sauerei!“ entkommen ist, dann wird da wohl niemand widersprechen. Aber man kann vom Bürgermeister, wie er selbst einmal gesagt hat, ja nicht verlangen, in seinem Bereich eine „schwarz-blaue Pensionsreform“ umzusetzen. Da lässt man lieber die Finanzen vor die Hunde gehen. Ist ja kein Zufall, dass die Verschuldung nirgends so schnell steigt wie in Wien. Und die rot-grüne Wahnsinnsgebührenlawine der vergangenen Monate erklärt sich damit wohl auch.


josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.10.2012)

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