Das Militär sucht den Sinn

Das österreichische Heer sucht nun im Internet nach einer Existenzberechtigung.

Das Internet kennt keine Grenzen. Nun gut, fast, denn natürlich lassen sich Datenströme innerhalb bestimmter Gebiete umleiten oder abwehren, man denke an die staatliche Zensur kritischer Inhalte. Doch das Konzept des weltweiten Datennetzes lässt sich mit nationalstaatlichen Mitteln nur bedingt verstehen, geschweige denn regulieren.

Das österreichische Bundesheer ist ein Produkt genau dieses nationalstaatlichen Denkens sowie der Verteidigung von österreichischer Bevölkerung, Grund, Boden und Neutralität verpflichtet. Und auf dieser Position verharrt man, ohne dabei an den geänderten politischen Verhältnissen in Europa großartig anzustreifen, man ist ja schließlich neutral.Im Kalten Krieg hat ein solches Heer ja seine Berechtigung gehabt. In Zeiten, in denen der Außenfeind abhandengekommen ist, hat sich das Bedrohungsbild aber massiv geändert.

Und ja, es ist lobenswert, wenn man sich auch Gedanken darüber macht, wie man all den neuen Gefahren begegnen sollte. Doch ob es ausgerechnet das nationalstaatlich denkende Bundesheer sein muss, das sich auf der virtuellen Ebene des Internets eine neue Existenzberechtigung sucht? Vermutlich wäre es sinnvoller, völlig neue Einheiten zu schaffen, die globalisiert aufgestellt sind und globalisiert denken. Oder das Heer löst sich auch außerhalb der virtuellen Welt aus dem nationalstaatlichen Konzept – dann dürfte aber auch ein Nato-Beitritt kein Tabu mehr sein.


erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.11.2012)

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