Die Nicht-Euroländer erweisen sich als großer Bremsklotz für Reformen.
Visionen ohne Taten werden zu Träumereien, Taten ohne Visionen zu Albträumen. Es ist ein frommer Wunsch, dass diese japanische Weisheit endlich in die Köpfe europäischer Entscheidungsträger sickern möge. Seit Monaten winden sich die Staatenlenker der EU um die entscheidende Frage nach dem langfristigen Lerneffekt aus der Krise. Die Institutionen werden oft zu passiven Zusehern nationalstaatlicher Egoismen degradiert – wenngleich manch sinnvoller Vorschlag wie etwa die Bankenunion aus ihrer Feder stammt.
Freilich: Die große Vision konnte Barrosos Rede zur Neuordnung der Eurozone nicht bieten. Als wahrer Bremsklotz auf dem steinigen Weg zu Reformen aber erweisen sich Nicht-Euroländer wie Großbritannien, die sich gegen sinnvolle Anpassungen wie den Fiskalpakt wehren. Statt sich solidarisch zu zeigen, blockieren sie wichtige Vorhaben, und das ohne jegliche Vision. Pläne für ein Eurozonen-Budget zeigen: Hier beginnt der wahre Albtraum.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.11.2012)