Ein Gegengeschäft an sich ist noch kein Verbrechen. Auch wenn Frank Stronach mithilft, diesen Eindruck zu vermitteln.
Am 2. Juli 2002, dem Tag der Typenentscheidung, sagte der damalige Wirtschaftsminister Martin Bartenstein, die vom EADS-Konzern angebotenen Gegengeschäfte seien mitentscheidend gewesen. Als Beispiel nannte er wenig später die Fertigung des Jeep Grand Cherokee im Magna-Werk in Graz. Zwei Monate später war das schon wieder ungewiss. EADS drängte zwar auf eine Anrechnung, räumte aber ein, dass der Auftrag in Österreich bleibe, auch wenn der Abfangjägerdeal doch nicht zustandekomme. Letztlich wurde der Jeep im Grazer Magna-Werk nicht in die Gegengeschäftsliste aufgenommen.
Nicht jedes normale Geschäft wurde also umgewidmet, wie Frank Stronach behauptet. Wenn aus dessen erratischem „ZiB2“-Interview eines herauszufiltern war, dann in etwa das: Magna habe von den Eurofightern nicht profitiert. Allerdings behauptet nicht nur die heutige Magna-Führung das Gegenteil, auch aus den Daten des Wirtschaftsministeriums geht hervor, dass Magna – übrigens mit dem EADS-Teilhaber Daimler wirtschaftlich eng verbunden – von sich aus zahlreiche Gegengeschäftsprojekte eingereicht hat.
Das ist auch nicht verboten. Ganz im Gegenteil. Warum Frank Stronach den Eindruck erweckt, es wäre ganz schlimm, hätte Magna davon profitiert, bleibt rätselhaft. Wie so vieles bei ihm.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.12.2012)