„Spekulieren“ in Wien

Alles im Griff - lautet die Parole von Wiens Finanzstadträtin. Hoffentlich.

Niemals! In den Wiener Stadtratsbüros zeigt man sich sehr selbstgewiss. Niemals wäre ein Vorfall wie in Salzburg möglich, wo eine Mitarbeiterin des Landes einen dreistelligen Millionenbetrag – ja was eigentlich – jedenfalls verloren hat. Verspekuliert, heißt es in dem Zusammenhang. Hoch riskant waren sie, die Geschäfte, ohne Zweifel. Auch Wien hat mit seinen selbst für jene, die die Mathematik-Bildungsstandards des Ministeriums erfüllen, nicht auf den ersten Blick durchschaubaren Cross-Border-Leasings und vergleichsweise eher läppischen Franken-Krediten ein erstaunlich hohes Risiko auf sich genommen. Erstaunlich deshalb, weil Sozialdemokraten (trotz der Erfahrungen mit den Bawag-Abenteurern) nicht als Prototypen von Wall-Street-Boys gelten. Spekulieren wir, dass die Mitarbeiter im Wiener Rathaus tatsächlich einer strengeren Kontrolle unterliegen. Und allfälliges Risiko begrenzter gehalten wird. Wir bauen auf das Prinzip Hoffnung – wie bei vielen Finanzgeschäften.

dietmar.neuwirth@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.12.2012)

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