Kein Mitleid für Burgstaller

Wer so viele Feinde hat, braucht nur noch schieflaufende Spekulationen: Burgstaller sollte gehen.

Mitleid hat sich Gabi Burgstaller nicht verdient. Nicht wegen der kameragerechten Tränen, nicht wegen der Erklärung, dass statt Köpferollens nun Aufräumarbeiten für die jahrelang geduldeten oder unbemerkten Spekulationsgeschäfte nötig seien. Sie spricht ohne jede Ironie von der Notwendigkeit, Verantwortung zu übernehmen. Auch eine Lesart: Rücktritt hieße demnach Flucht, Verbleib im Amt bedeute Mut. Autosuggestion ist eine politische Übung.

Aber wir wollen nicht zu hart mit ihr ins Gericht gehen: Immerhin ist die Schadenfreude über das Desaster in Salzburg schon groß genug. Das betrifft nicht nur ihre internen Konkurrenten von Michael Häupl über Präsidentschaftsträumerin Barbara Prammer bis zum Verband Sozialistischer Studenten, für den Studiengebühren ähnlich wie Derivate klingen, sondern auch den Herrn von St.Pölten. Erwin Pröll hat im Kapitel Bildungspolitik noch eine offene Rechnung mit Burgstaller. Dass diese ausgerechnet David Brenner für ihn einlöst, hätte der Niederösterreicher wohl nicht gedacht. Von den Hofburg-Ambitionen, die Pröll und Burgstaller dementierten, ganz zu schweigen.

Auch die „Krone“ und Wolfgang Fellners „Österreich“ schießen scharf wie selten zuvor gegen die Salzburgerin. Das ist ein ziemlich konziser Hinweis: Die Bundespartei, die sich mit beiden Medien akkordiert, hat Burgstaller zum Abschuss freigegeben. So gesehen ist ihr Verbleib tatsächlich mutig, aber mehr im Sinn von verzweifelt bis sinnlos.

rainer.nowak@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.12.2012)

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