Als Aufdecker verspekuliert

Das – vorläufige – Ende einer roten Zukunftshoffnung.

Es ist ein schwerer Schlag für die verstaubte österreichische Sozialdemokratie: Mit David Brenner verliert sie einen ihrer wenigen herzeigbaren, auch in andere Lager hineinwirkenden Hoffnungsträger. Brenner war Vertreter einer modern(er)en Interpretation roter Politik: ideologisch – als früherer Leiter des Renner-Instituts – zwar noch irgendwie firm, im Grunde aber pragmatisch. Möglicherweise war dies nun auch das Problem – die Parteilinke wird auf diese „Gesinnungslosigkeit“, nichts an Spekulationsgeschäften zu finden, wohl mit erhobenem Finger hinweisen.

Muss ein Landesrat zurücktreten, wenn in einer Abteilung Fehler passieren? Nicht zwingend. Allerdings hat Brenner von Anfang an die falsche Strategie gewählt: Noch vor einer Woche präsentierte er sich als Aufdecker. Wie sich herausstellte, wusste er jedoch schon länger von den Spekulationsverlusten. Nun hat David Brenner diese, seine politische Verantwortung wahrgenommen – und ist zurückgetreten. So sollte es auch Standard sein. Es ist ja nicht gesagt, dass ein Politiker nach einem solchen Schritt nicht mehr zurückkehren kann. Er kann es dann sogar mit größerer Legitimation.

Allerdings: Es sind noch wenige tatsächlich zurückgekehrt. Es sind aber auch erst wenige zuvor zurückgetreten.

oliver.pink@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.12.2012)

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