Der Berliner Bruchpilot

SPD-Bürgermeister Wowereit wird sich nicht aus der Flughafenaffäre ziehen können.

Das Berliner Flughafenprojekt hat viele originelle Aspekte: Diverse Eröffnungstermine waren bis dato ähnlich zuverlässig wie Ankündigungen des Maya-Kalenders. Als ebenso unverbindliche Schätzgrößen erwiesen sich die Baukosten, die sich mehr als verdoppelt haben und derzeit bei 4,3 Milliarden Euro liegen. Darin sind jedoch noch nicht die Schadenersatzforderungen einberechnet, die auf Berlin, Brandenburg und den Bund, also den Steuerzahler, zukommen.

Ab wann Passagiere nach einer doch recht weiten Anfahrt zum neuen Airport auch auf den Start von Flugzeugen hoffen dürfen, kann niemand so ganz genau sagen. Ein humorbegabter Experte, der sich in der „Berliner Morgenpost“ zur Wort meldete, meinte: schlimmstenfalls 2017. Gut, bis dahin könnte bei guter Organisation auch ein UFO-Landeplatz mit Abfertigungshalle für Außerirdische aus dem Boden gestampft werden.

Fast am originellsten jedoch ist die Rochade, die sich die SPD-Planungsgenies für den Flughafenaufsichtsrat ausgedacht haben. Statt des sozialdemokratischen Berliner Spaßbürgermeisters Klaus Wowereit soll nun ausgerechnet Brandenburgs Ministerpräsident, Genosse Matthias Platzeck, den Vorsitz übernehmen. Ein starkes Stück: Denn als bisheriger Vizechef des versagenden Kontrollorgans ist auch Platzeck für das Debakel verantwortlich.

Die zwei Bruchpiloten wollten sich mit dem Flughafen ein Denkmal setzen. Geworden ist daraus ihr Mühlstein. Auf Dauer wird sich weder Wowereit noch Platzeck aus der Affäre ziehen können.

christian.ultsch@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.01.2013)

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