Die SPÖ erlebte föderale Sabotage, die man bisher nur aus der Volkspartei kannte.
Erinnert sich heute noch jemand an den Spätsommer? Damals hieß es gerüchtehalber, Michael Spindelegger sei nur knapp seiner Demontage durch unzufriedene Bünde- und Ländervertreter entronnen. Allseits wurde der zersplitterten Partei attestiert, sie sei dem Untergang geweiht, hin- und hergerissen zwischen zu vielen Partikularinteressen, um geeint für ein Ziel marschieren zu können.
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Genau diese Erfahrung musste nun ausgerechnet die SPÖ machen, die in vergangenen Jahrzehnten immer stolz ihre Einheit zur Schau getragen hatte. Kaum ein Tag in den vergangenen Wochen, an dem nicht ein Landeshauptmann (etwa Salzburgs Gabriele Burgstaller), ein ehemaliges Regierungsmitglied (Ex-Innenminister Karl Schlögl) oder ein einflussreicher Bürgermeister (Heinz Schaden, wieder Salzburg) in Rot aufgetaucht wäre, die im besten Fall Zweifel am Berufsheer, im schlechtesten tiefste Begeisterung für die Wehrpflicht offen äußerten.
Föderale Sabotageakte, die man bisher nur aus der ÖVP kannte – die sich in ihrem Marsch für die Wehrpflicht geeinter zeigte als je zuvor: Am Freitag gipfelte das in mehr als zwei Dutzend identischen Aussendungen aus allen schwarzen Unterorganisationen für die Wehrpflicht.
Zu sehr sonnen sollte sich die ÖVP im Lichte ihrer wiedergewonnenen Kampagnenfähigkeit aber nicht. Denn der Marschbefehl kam nicht von der sogenannten „Parteispitze“ in Wien – sondern eben aus der Landesorganisation in St.Pölten. Dass Michael Spindelegger dasselbe Kunststück gelänge, darf man bezweifeln.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.01.2013)