Ein Menetekel für Merkel

Beliebt sein reicht nicht: Im deutschen Wahlkampf zählen nun Themen statt Köpfen.

Es hat für die Union so fein ausgesehen: Merkel sonnt sich in der Gunst der Deutschen, in ihrer bewährten Rolle als präsidiale Kanzlerin, die alle Niederungen der Tagespolitik scheut und weise die Geschicke Europas lenkt. Der ruppige Rivale Steinbrück aber stürzt ab und zieht seine Sozis mit. Ein paar Stimmen mehr in Niedersachsen, und der Wahlkampf wäre fast gelaufen gewesen. Aber nein, es kam anders. Ein Menetekel für Merkel: Die Beliebtheit des Landesvaters McAllister reichte nicht für den Sieg.

Am Ende zählte nicht die tolle Show, sondern das, was den Bürgern unter den Nägeln brennt. Bildung, Energiewende? Sicher, aber da wollen alle Ähnliches. Die Front verläuft woanders: Die Anhänger von SPD, Grünen, Linken und Piraten ergeben eine klare Mehrheit, die links denkt – und damit den Diskurs bestimmt. Ihnen ist wichtiger, vorhandenen Wohlstand „gerechter“ zu verteilen, als ihn zu mehren und auf Dauer zu sichern. Das macht die Reform von Reformen so populär, mögen Ökonomen auch davor warnen. Dem muss sich das „bürgerliche Lager“ nun stellen. Nicht mit einer winkenden Kanzlerin, die alle einlullt, sondern mit Argumenten, die in der Debatte bestehen. Und das ist auch gut so.

karl.gaulhofer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.01.2013)

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